Hier soll das spezielle Problem der klinischen und grundlegenden Forschungsarbeit diskutiert werden, welche sich in der Vergangenheit hindernd auf die Akzeptanz der Homöopathie durch die breite Öffentlichkeit auswirkte.
Der Umgang mit dieser Problematik liefert aber auch zeitgemäße und nützliche Lektionen für das System der Medizin, wie es in der Zukunft aussehen kann.
Hier geht es weniger um die Argumente der „Wirrköpfe“, die nicht müde werden zu versichern, dass Homöopathie einfach nicht wirken kann, sondern mit dem guten Willen der Öffentlichkeit, die, wenngleich fair und offenen Herzens, vielleicht doch dazu neigt, die Homöopathie mit dem Maßstab der gegenwärtig vorherrschen schulmedizinischen Standards gültiger Kenntnis über die menschliche Gesundheit und über die Funktionsweisen des Menschen zu beurteilen.
Diese heutigen Standards haben allerdings eine strikte physikalisch-chemische Kausalität zur Grundlage.
Für diejenigen, welche die Homöopathie als ausgemachten Betrug betrachten, reicht es schon aus, wenn gezeigt werden kann, dass hoch verdünnte Arzneien gerade einmal in der Lage sind, zumindest irgend etwas zu bewirken, das durch Suggestion alleine nicht reproduzierbar ist.
Eine Menge Forschungsarbeit dieser Art ist bereits getan und wiederholt verifiziert worden.
In Biotests und physikalischen Experimenten, die man mit homöopathischen Dilutionen während der vergangenen 50 Jahre durchgeführt hat, haben französische, deutsche und amerikanische Wissenschaftler unter anderem gezeigt, dass
1) Ratten, welche mit Arsen oder Blei vergiftet wurden und daraufhin mit Verdünnungen von Arsenicum album oder Plumbum metallicum behandelt wurden, diese Gifte rascher ausscheiden als ihre unbehandelten Angehörigen der Kontrollgruppen;
2) verschiedenen Bakterien, die dem Einfluss aufsteigender Potenzen von Cuprum sulfuricum ausgesetzt waren, sich wiederholende sinusförmige Muster zunehmenden Wachstums, normalen Wachstums und gebremsten Wachstums zeigen, während sie mit der Bandbreite von Dilutionen behandelt werden, welche von der C3 bis zur C30 reichen. Dabei gibt es klar unterscheidbare Periodizitäten für einen jeden Organismus; und
3) homöopathische Lösungen, wenn sie Laserstrahlen eines Raman-Faserverstärkers ausgesetzt waren, bemerkenswerte spektroskopische Muster aufweisen, welche sich deutlich erkennbar von jenen des reinen Lösungsmittels selbst unterscheiden.
Für die allgemeine Öffentlichkeit jedoch ist noch mehr klinische Forschungsarbeit notwendig, damit die Wirkung der Arzneien bei Erkrankungen des Menschen noch besser dokumentiert wird.
Das in der Naturwissenschaft favorisierte Modell der Doppelblindversuchsanordnung hingegen trifft eine Vorauswahl in Form einer Art Zwangsverursachung. Diese stellt eigentlich eine komplette und absolut seltene Ausnahme im menschlichen Funktionieren dar und wirkt sich auf sanftere und eher fakultative Einflüsse oftmals schädlich aus.
Aber es sind gerade diese sanften und nicht erzwungenen Einflüsse, welche die Homöopathie zu kultivieren sucht.
Mehrere Forscher haben nach wahrlich heroischen Anstrengungen mit dem Ziel, diese methodologischen Hindernisse zu überwinden und Unterstützung von der Forschungsgemeinschaft zu erhalten, positive und statistisch signifikante Ergebnisse aufzeigen können.
Diese Resultate erhielten sie durch den Einsatz klassischer Homöopathie bei kontrollierten klinischen Versuchen, wie z.B.:
4.) Jacobs und ihre Mitarbeiter zeigten, dass sich Kinder aus Nicaragua, die an einer epidemischen Magen-Darm-Entzündung mit Erbrechen und Durchfall erkrankten, dank der Wirkung homöopathischer Arzneien schneller erholten und es aufgrund der Wirkung dieser Arzneien zu einer rascheren Rehydrierung kam als durch Rehydrierung in Verbindung mit der Verabreichung von Placebos;
5.) Fisher, Taylor-Reilly und ihre Kollegen in Großbritannien fanden heraus, dass erwachsene Patienten mit Fibromyalgie (Faser-Muskel-Schmerz), Heuschnupfen und allergischem Asthma eine größere und längere Besserung durch Homöopathie erfuhren als durch Aspirin oder Placebo; und
6.) Dorfman und ihr französisches Team bewiesen, dass homöopathische Arzneien, die in den späteren Schwangerschaftsmonaten verabfolgt wurden, sowohl die Wehentätigkeit abkürzten als auch sich wiederholende Muster im Sinne einer Funktionsstörung und Komplikationen besser, konsequenter und durchgängiger verhinderten, als dies allein durch das Verabreichen von Placebo erreicht werden konnte.
Unglücklicherweise verhält es sich so, dass selbst, wenn die Ergebnisse solcher Studien überzeugend sind, sie doch enorme Probandenpopulationen erfordern, welche schwierig zu bewältigen und zu beaufsichtigen sind.
Daher ist es unwahrscheinlich, dass solche Studien der klinischen Realität gerecht werden, und zwar aus mehreren Gründen:
- weil sogar die Angehörigen der Kontrollgruppen in der Weise, wie Homöopathen dies üblicherweise tun, interviewt werden. Deshalb haben sie wahrscheinlich auf die Einnahme von Placebos auch eher stärkere Reaktionen, während in konventionell-medizinischen Studien die Kontrollprobanden dieses großen Vorteils beraubt werden;
- weil das Ziel einer erfolgreichen homöopathischen Behandlung lediglich darin besteht, die Selbstheilung zu unterstützen, was weder formal noch logisch von einem „Placeboeffekt“ zu unterscheiden ist, anstatt den Versuchpersonen eine Lösung durch Einsatz von gewaltsamen Maßnahmen aufzunötigen, wie es die Versuchsanordnung einer Doppelblindstudie in der Schulmedizin erfordert;
- weil sich homöopathische Kriterien zur Beurteilung, ob die Maßnahme zu einer Besserung oder einer Verschlimmerung führte, auf die Gesamtheit der Symptome gründen.
Dazu gehören auch subjektive Gefühle von Stimmung und Wohlbefinden, aber auch objektive Tests bei Schulbesuch oder bei der Befähigung in der Berufsausübung. Es geht also nicht bloß um rein technische Standards, wie normale Labortests, oder um die Abwesenheit des einen oder anderen Symptoms – denn nur so weit kann eine Doppel-Blind-Studie ja verlässlich gehen; und - weil das Erzwingen einer rigorosen Trennung zwischen der technischen Wirkung der Medizin und der Heilkraft der homöopathischen Erstanamnese und anderer Aspekte, verbunden mit der Erfahrung einer homöopathischen Behandlung als Ganzem, einfach nur künstlich und unnatürlich ist. Auf diese Weise werden die Qualität und der Wert einer solchen Erfahrung geschmälert.
Aufgrund der oben angeführten Gründe wird die Messung positiver Wirkungen der Homöopathie mittels schulmedizinischer Standardmethoden dazu neigen, diese positiven Ergebnisse signifikant abzuschwächen und abzuwerten.
Um eine größere Genauigkeit zu erzielen, wird ein neuer Maßstab erforderlich sein, der sich auf die Gesamtheit der Symptome gründet, welche ja bisher vollkommen von dem vorherrschenden Medizinsystem naturwissenschaftlicher Versuchsanordnung ausgeschlossen wurde.
Während einerseits schulmedizinische Doppelblindversuchsanordnungen dazu erdacht wurden, um Behandlungsweisen zu identifizieren, die machtvoll genug sind, um eine beabsichtigte Reaktion zu erzwingen, zu welcher der Organismus auf natürliche Weise nicht fähig wäre, hat andererseits die homöopathische Behandlung die Förderung der Selbstheilung des Patienten zur Grundlage und unternimmt lediglich den Versuch, Prozesse zu unterstützen und zu erweitern, die als natürliche Reaktionen bereits in Gange ist.
Überdies bedarf das konventionelle Medizinsystem selbst ganz dringend der Gesamtheit der Symptome und breiter angelegter, toleranterer Maßstäbe, die sich auf eben diese Gesamtheit der Symptome gründen.
Denn sogar positive Doppelblindstudien müssen ihre Ergebnisse zwangsläufig auf diejenigen spezifischen technischen Variablen beschränken, welche der Forschungsleiter bzw. der Versuchsleiter zu kontrollieren versucht.
Dieser Umstand jedoch lässt die wichtigere Frage ambivalent erscheinen, die auch tatsächlich nicht zu beantworten ist, nämlich die Frage nach ihrer Auswirkung auf den Patienten in seiner unteilbaren Ganzheit.