Das Anamnesegespräch bei Nachuntersuchungen

Nach einer angemessenen Zeitspanne – und das sind etwa vier bis sechs Wochen bei chronischen Beschwerden oder zwei bis vier Wochen bei ernsten Erkrankungen, oder auch nur wenige Tage oder gar nur Stunden bei akuten Erkrankungen –, muss der Patient erneut wieder einbestellt und befragt werden, um festzustellen, ob und wie die Arznei gewirkt hat, und um zu klären, was als nächstes zu tun ist:

Zum Beispiel kann es notwendig sein, entweder die Arznei zu wiederholen, eine weitere Arznei auszuwählen oder gar nichts zu tun und abzuwarten, weil man ganz einfach der zuletzt gegebenen Dosis gestattet, ihre Wirkung weiterhin zu entfalten, ohne dass es zu einer weiteren Stimulierung oder zu einem weiteren Eingreifen kommen sollte.

Indem der Homöopath sich der Gesamtheit der Symptome und der Gesetze des Heilens als Kriterium bedient, braucht er sich nur auf seine schriftlichen Aufzeichnungen zu beziehen, die er während der Erstanamnese anfertigte, um festzustellen, wie gut oder wie schlecht sich der Patient gefühlt hat oder seine Körperfunktionen in der Zwischenzeit waren, seitdem er das letzte Mal in die Behandlung kam.

Dabei stellt der Homöopath Fragen in Bezug auf die Hauptbeschwerde, die allgemeine Energie oder Lebenskraft, den Gemütszustand und die verschiedenen besonderen Symptomen, wie er es bei der Erstanamnese bereits tat.

Der Homöopath muss eine genaue Chronologie all dessen erstellen, was sich nach Gabe der Arznei ereignet hat.

Dies gilt auch für jedes Symptom, welches sich möglicherweise verschlimmert hat, und das trifft ebenso auf neue Symptome zu, welche vorher niemals auftraten, für alte Symptome, die der Patient vor langer Zeit einmal erlebte, und die jetzt zurückkehren, oder für jede akute Erkrankung, Krise oder alle einschneidenden Erlebnisse, welche seither auftraten.

Es ist keineswegs ungewöhnlich, dass Patienten, die zu Beginn des Nachuntersuchungsgesprächs überhaupt keine Veränderung jeglicher Art zu berichten wissen, durch sorgfältiges Befragen schließlich erkennen, dass sich inzwischen auf einer tieferen Ebene z.B. etwas ganz anders anfühlt als zuvor, und dies auch andere Personen an dem Patienten bemerkt haben.

Von den vielen möglichen Reaktionen auf die Arznei sind die folgenden sehr günstig und weisen entweder auf eine potentielle oder auch auf eine ganz klare Heilreaktion mit einer guten Prognose hin:

1. Allgemeine Besserung. In vielen Fällen ist der erste Hinweis darauf, dass die Arznei gut gewirkt hat, eine allgemeine und nicht unbedingt spezifische Besserung, eine größere Gelassenheit und ein Gefühl größerer Entspannung, eine zurückgewonnene Stärke oder ganz einfach eine positivere Haltung – all das Tage oder Wochen, bevor überhaupt ein spezielles Symptome deutlich berührt wurde.

Eine nicht geringe Anzahl chronisch erkrankter Patienten berichtet über eine milde Euphorie oder Hochstimmung oder über eine neuerliche Vitalität, die sie innerhalb der ersten Tage nach Gabe der Arznei erlebt haben. Hierzu ein Beispiel:

Ein Fall von Ekzem und Heuschnupfen

Eine 45jährige Frau, die schon seit ihrer Kindheit mit einem Ekzem zu kämpfen hatte, kam in die Sprechstunde und bat verzweifelt um homöopathische Hilfe. Mit dem Umgang und der Anwendung örtlich angewandter Kortisonpräparate war sie bestens vertraut, benutzte sie diese doch das ganze Jahr hindurch. Überdies wurde sie von Heuschnupfen geplagt und zog eine weitere Injektionsrunde zur Desensibilisierung in Erwägung, um des Heuschnupfens und zahlreicher anderer Allergien Herr zu werden. Sie war auf Drängen einer Freundin in die homöopathische Sprechstunde gekommen, hatte aber keinerlei Glauben daran, dass diese Methode ihr tatsächlich Hilfe verschaffen könne. Sie beschrieb sich selbst als „nervös“, reizbar und oft schwermütig, klagte aber auch darüber, dass sie oft ängstlich sei. Dabei bestand eine Empfindung wie von „Hochgeschwindigkeit“ oder einer „großen Eile“, welche sie im Brustbereich empfand, und die sie „einem Amphetaminrausch ähnlich“ erlebte. Ihre Unfähigkeit, ausreichend zur Ruhe zu kommen, um sich zu konzentrieren oder gut einschlafen zu können, hatten sie dazu geführt, seit mindestens einem Jahr Zoloft (ein Medikament gegen Depressionen sowie gegen Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörung und Zwangsstörungen) einzunehmen – ein Beruhigungsmittel, das ihr in der Tat eine leichte Besserung verschafft hatte.

Die Patientin erhielt eine einzige Gabe ihres Konstitutionsmittels mit der Bitte, in einem Monat wiederzukommen. „Mir geht es richtig gut!“ fasste sie ihr Befinden vier Wochen später zusammen. Beinahe unmittelbar nach Einnahme der Arznei hatte sie „ein stilles Hochgefühl“ erlebt, das „nicht besonders spektakulär, aber doch unleugbar vorhanden“ war. Diese Euphorie hielt den ganzen Tag an. Darauf folgte eine allmähliche, aber stetige und anhaltende Besserung des Ekzems, ihres Gemütszustands und des ursprünglichen Empfindens von „innerem Gehetztsein“. Auch ihre allgemeine Vitalität und ihr Energiehaushalt besserten sich deutlich.

2. Die homöopathische Erstreaktion oder Erstverschlimmerung. Nicht selten werden eines oder mehrere der Hauptsymptome für einige Stunden oder Tage, selten aber länger, intensiver erlebt, und dennoch fühlt sich der Patient gleichzeitig insgesamt besser – und zwar in einem Maß, dass er diese Beschwerden besser erträgt oder sie zumindest mit einem gewissen Abstand betrachten kann.

So etwas ist ein glückverheißendes und vielversprechendes Zeichen, das bereits von Hahnemann beschrieben wurde.

Auf diese klassische oder wahrhaft „homöopathische Erstreaktion“ folgt im Allgemeinen eine allmähliche oder sogar auch rasche Besserung.

Diese Abfolge selbst liefert einen weiteren Beweis dafür, dass die Arznei gewirkt hat und dies auch anhaltend weiterhin leisten wird. Dazu ein Beispiel:

Eine Patientin Ende 50 litt – und dies war ihr gesundheitliches Hauptproblem, für dessen Behandlung sie in homöopathische Behandlung kam – seit einem Jahr an einer Verstopfung, die seit einer Operation besonders stark in den Vordergrund getreten war. Sie hatte sich einer teilweisen Brustoperation wegen eines intraduktalen Karzinoms (d.i. ein Karzinom, das auf die Zellen des Milchgangs beschränkt ist) in situ unterziehen müssen. Zudem berichtete sie, dass sie seit mehreren Jahren an Hitzewallungen leide. Ihre Gesundheit befand sich im Allgemeinen in einem recht delikaten Zustand, und sie hatte unter schweren migräneartigen Kopfschmerzattacken gelitten, aber auch als junge Erwachsene an wiederholt auftretenden Harnblasenentzündungen, Unterleibsentzündungen und mehreren Lungenentzündungen.

Die Frau erhielt eine einzige Dosis ihres Konstitutionsmittels in einer hohen Potenz. Während der ersten Woche nach Gabe dieses Arzneimittels fühlte sie sich „deprimiert, reizbar und sehr empfindlich“ – genauso wie zuvor, aber noch intensiver. Zudem wurde ihr leicht schwindelig, sie fühlte sich benommen, und ihr war im Allgemeinen unwohl – ein Zustand, wie sie ihn vor der Operation gekannt hatte, aber der sich nicht leicht in Worte kleiden ließ.

Seit dieser einen Gabe ihres Konstitutionsmittels besserte sich in einem Zeitraum von acht Monaten ihr Verdauungssystem generell, aber ebenfalls ihre allgemeine Gesundheit und ihr Gefühl des Wohlbefindens.

3. Besserung ohne Erstreaktion. Eine ganze Anzahl von Patienten erlebt nach Gabe des Mittels eine sofortige und anhaltende Besserung ohne jegliche Erstverschlimmerung.

Dabei verschwinden ihre Symptome eher allmählich, möglicherweise aber auch recht rasch. Die Patienten werden auf diese Veränderung erst deswegen aufmerksam, weil die Symptome einfach nicht mehr da sind.

Selbst in solchen Fällen ist das Hauptkriterium für eine Verbesserung (oder eine Verschlimmerung) immer noch die Gesamtheit der Symptome, wie gut sich die Patienten hinsichtlich ihres täglichen Lebens fühlen und wie sie als Ganzes körperlich gut funktionieren, aber natürlich auch bezüglich ihrer spezifischen Beschwerden, aufgrund derer sie in die Behandlung gekommen waren. Hierzu ein Beispiel:

Eine 39jährige Ehefrau und Mutter kam mit der Diagnose eines hohen Cholesterinwerts und einer geringfügigen Unterfunktion der Schilddrüse in die Behandlung. Darüber hinaus klagte die Patientin darüber, dass sie ihr Kopfhaar büschelweise verlor, aber ihr Hauptproblem bestand in einer extremen Erschöpfung. Sie leitete das Geschäftsunternehmen ihres Ehemannes von einem Büro von Zuhause aus und fand nur selten Zeit für sich selbst, obwohl ihre sechsjährige Tochter bereits zur Schule ging. Sie fertigte endlose Aufgabenlisten an, die sich inzwischen schon stapelten, und sie erteilte nur unter großen Schwierigkeiten und Gewissensbissen Menschen, die ihre Hilfe benötigten, eine Absage.

Vier Monate nach einer einzigen Gabe ihres homöopathischen Konstitutionsmittels fühlte sie sich „unglaublich gut“. Diese Besserung hatte mit einem Gefühl „sofortiger Erleichterung“ innerhalb nur weniger Stunden begonnen, gefolgt von einem gewaltigen Energieausbruch und einem allgemeinen Gefühl von Wohlbefinden, das sich „wie ein Wunder“ anfühlte. Seit den ersten wenigen Tagen, als „alles sich so anders angefühlt hatte“ und ihre Symptome „wie auf wundersame Weise verschwunden waren“, ging es ihr weiterhin allmählich und stetig besser. Sogar ihre Blutuntersuchungen zeigten Normalwerte, und zu keiner Zeit verschlimmerte sich irgendeine ihrer Beschwerden.

Wenn solch eine allgemeine Besserung eintritt und Patienten ein neues Symptom entwickeln, dass typisch für die Arznei ist, die sie als letztes eingenommen haben, so dürfen diese Patienten sicher sein, dass die Arznei gut und tief wirkt und diese Besserung sehr wahrscheinlich für eine beträchtliche Zeit andauern wird.

4. Verlagerung der Symptome in Einklang mit den Gesetzen der Heilung. Ein Ereignis, das vielleicht ein paar Tage nach der ersten Reaktion nach akuten Erkrankungen oder einige Wochen nach der Gabe der homöopathischen Arznei bei chronischen Erkrankungen erfolgt, ist ein weiteres günstiges Zeichen, nämlich die Verlagerung der Gesamtheit der Symptome oder des Zentrums der Beschwerde in die verschiedenen Richtungen, die durch eines oder mehrere der sogenannten Hering’schen Gesetze der Heilung (formuliert von dem deutschen Arzt Constantin Hering im 19. Jahrhundert aufgrund vieler beobachteter Heilreaktionen nach Gabe homöopathischer Arzneien) spezifiziert werden. Dazu ein Beispiel:

Nach einem Jahr konstitutioneller Behandlung wegen wiederholt auftretendem Nasenblutens und Ängsten, die sich hauptsächlich um ihre große Anzahl von Haustieren drehten, suchte eine 34jährige Frau homöopathischen Rat. Sie grämte sich nach wie vor wegen des Verlusts ihres Hundes und empfand auch große Reue darüber. Dieser Hund war einige Monate zuvor an Krebs gestorben. Die Frau quälte sich wegen ihrer Entscheidung, das Tier aufzugeben und einschläfern zu lassen, und sie hatte Schuldgefühle, dass sie nicht zusammen mit dem Tierarzt durchgehalten hatte, den sie für am besten geeignet hielt, ihr zu helfen.

Nach der Gabe eines homöopathischen „Kummermittels“ in einer Hochpotenz kam die Patientin zehn Monate lang nicht mehr in die Praxis. Die Frau berichtete dann später, dass die Arznei wundervoll gewirkt habe, dass sich bei ihr aber einige Zeit darauf eine schlimme Stirnhöhleninfektion entwickelt hatte, welche sie seit vielen Jahren nicht mehr gehabt hatte, und die nun wieder aufgetreten war. Sie nahm dagegen Antibiotika ein, was zur Folge hatte, dass sie einen fauligen Mundgeschmack bekam. Diese Symptomatik erinnerte sie an Erkrankungen des Zahnfleisches, die sie vor zehn oder fünfzehn Jahren gehabt hatte. Nun begab sie sich wieder in homöopathische Behandlung, weil ihre ursprünglichen Symptome zurückgekehrt waren, nämlich Nasenbluten, Angst usw. Jetzt erhielt die Patientin ein homöopathisches Konstitutionsmittel, selten und in großen Abständen, wodurch ihre Gesundheit dauerhaft in einem guten Gleichgewicht gehalten werden konnte.

In jeder der oben beschriebenen Situationen ist klar, dass die Arznei gut wirkte und dass die Wirkung auch weiterhin gut anhält, so dass keine neue Arznei vonnöten ist und man daher nichts weiter zu tun braucht als abzuwarten.

Unter diesen Umständen bildet das Hauptkriterium für eine Wiederholung der Arznei vor allem die Rückkehr der Beschwerden.

Oder aber ein mehr oder weniger kompletter Rückfall der Symptome, aufgrund derer die Arznei ursprünglich gegeben wurde, entscheidet über eine weitere Verordnung.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Patienten erwarten oder fordern, dass eine Arznei wiederholt oder verändert werden sollte, selbst wenn sie gut gewirkt hat und auch immer noch zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung Wirkung zeigt.

Denn diese Patienten haben den Eindruck, dass die Arznei nicht schnell genug gewirkt habe.

Oder aber ihre Symptome wurden so gründlich beseitigt, dass selbst eine geringfügige Wiederkehr der Symptome ausreicht, um bei ihnen Alarm auszulösen.

Unter solchen Umständen ist es nicht ratsam, die Arznei zu wiederholen, bis ihre Wirkung sich erkennbar erschöpft hat und die Besserung tatsächlich zu einem Stillstand gekommen ist.

Auf jeden Fall ist eine Rückkehr der ursprünglichen Symptome nach einer dauerhaften und grundlegenden Besserung ein überzeugender Beweis dafür, dass die Arznei korrekt gewählt wurde und auch gut wirkte.

Und es gibt berechtigte Hoffnung, dass sie dies wahrscheinlich auch mindestens ebenso gut, wenn nicht sogar noch besser, leisten wird, wenn sie das nächste Mal wieder zum Einsatz kommt.

Eine 47jährige staatlich geprüfte Krankenschwester wurde schon seit Jahren von Nahrungsmittelallergien und Umweltallergien geplagt, für die sie auch schon homöopathische Arzneien mit Erfolg eingenommen hatte. Ebenso litt sie an Heuschnupfen und Menstruationssymptomen, doch sie kam sechs Monate später, weil nach einer Operation wegen eines Bandscheibenvorfalls ihre alten Symptome zurückgekehrt waren. Zwar schaute sie freudig aufgeregt dem Ereignis entgegen, dass sie in naher Zukunft ihre Arbeit im Krankenhaus aufgeben und stattdessen eine eigene physiotherapeutische Praxis eröffnen würde, aber ihre Allergiesymptome waren auf so dramatische Weise zurückgekehrt und wurden begleitet von einer Empfindung wie von „Angetriebensein, Hochgeschwindigkeit oder Gehetztsein“, dass dieser Zustand sie in Angst und Schrecken versetzte. Sie war nicht in der Lage, diese Gefühle zu beherrschen. Auch der Schlaf wurde dadurch erheblich gestört.

Nach einer Gabe ihres homöopathischen Konstitutionsmittels in Hochpotenz kam die Patientin erst fünf Monate später wieder in die Sprechstunde. Jetzt berichtete sie, dass die Arznei „unglaublich hilfreich“ gewesen sei: Ihre Energie hatte sich gebessert, ihr inneres Gleichgewicht war wieder hergestellt, und die Frau konnte dank der Arzneiwirkung alle Speisen, auf die sie sonst so allergisch reagierte, inzwischen essen, ohne den Genuss bereuen zu müssen. Beides waren klare Indikationen dafür, abzuwarten und homöopathisch nichts Neues zu unternehmen. Zehn Monate später rief die Patientin an und teilte mit, dass sich ihre Hefepilzallergien und Nahrungsmittelallergien immer weiter besserten, während ihre Fähigkeit, wieder „meine Gefühle zu fühlen“, für sie eine deutliche Veränderung des Lebens zum Besseren hin darstellten.

Wenige Monate nach diesem Telefonat waren die Allergien der Patientin mit großem Nachdruck erneut aufgetreten, und sie stand wieder unter Hochspannung und war nicht in der Lage zu schlafen. Daher bekam sie wieder ihr bewährtes Konstitutionsmittel, und es wirkte erneut hervorragend. Fünf Monate später plagten sie Ischiasschmerzen, eine weitere typische Beschwerde für eben dieses Konstitutionsmittel, und so nahm die Patientin eine dritte Dosis. Auch dieses Mal wirkte die Arznei wunderbar.

In Kontrast zu diesen fortgesetzten und potentiell heilenden Reaktionen berichten andere Patienten von wohltuenden Wirkungen, welche allerdings vom Heilungsideal deutlich entfernt sind:

5. Begrenzte Besserung bzw. symptomatische Besserung. Eine weitere allgemein verbreitete Reaktion zeigt sich einfach als eine nur teilweise Besserung, wo sich eine oder einige der ursprünglichen Beschwerden definitiv oder sogar substantiell gebessert haben, während andere Beschwerden und Symptome keine Besserung erfahren haben (oder sich sogar verschlimmert haben), so dass sich das Zentrum der Hauptbeschwerde jetzt zu diesen Problemen hin verschiebt. Früher oder später wird man für diese Problematik eine neue Arznei auswählen müssen.

Bei dieser sogenannten „Zickzack“-Methode kann eine Abfolge mehrerer Arzneien erforderlich sein, wobei jede dieser zum Einsatz gekommenen Arzneien für einen bestimmten Aspekt des Falls hilfreich ist, aber keine Arznei für sich alleine genommen ausreicht, um die Heilung zu vervollständigen und zum Abschluss zu bringen.

Diese Kompromisse sind beileibe nicht notwendigerweise ein „Fehler“ oder ein Grund für Kritik am Homöopathen, sondern können ganz im Gegenteil das Beste sein, was man mit einer Gesamtheit von Symptomen nur anfangen kann.

Diese Totalität der Symptome wurde in der Vergangenheit durch eine Serie von verschiedenen Symptomkomplexen verwirrt, die sich über die Jahre ansammelten und aufbauten, sich an einer bestimmten Stelle festsetzten, und die jetzt, nachdem sie über einen langen Zeitraum mit schulmedizinischer Medikation behandelt, aber nicht ausgeheilt wurden, eins nach dem anderen, über eine weitere längere Zeitspanne hinweg entflochten werden müssen.

6. Linderung. Es gibt schließlich die riesige Anzahl von Fällen, bei denen die homöopathische Arznei Beschwerden bis zu einem gewissen Grade erleichtert, dies jedoch nur für eine relativ kurze Zeit leistet, so dass die Arznei immer häufiger und leider auch von Mal zu Mal mit immer weniger Wirkung wiederholt wird.

Das Ergebnis ist, dass der Patient zwar keine wesentliche Besserung erfährt, sich aber vielleicht durchaus irgendwie etwas entspannter und ausgeglichener fühlt.

In solchen Fällen kann man getrost die Arznei jederzeit wechseln, sobald sich ein verheißungsvolleres Mittel zeigt.

Für viele ältere Patienten, aber auch für Patienten mit Krankheiten in einem fortgeschrittenen Zustand oder mit Erkrankungen, die unheilbar sind oder sich in einem Endstadium ihrer Krankheit befinden, kann eine solch lindernde Wirkung durch Homöopathika ein beträchtlicher Segen sein, und niemand sollte eine solche Hilfe gering schätzen oder gar verachten.

7. Antidotierung (Aufhebung der Mittelwirkung). Manchmal beginnt die Reaktion auf das homöopathische Mittel recht vielversprechend, kehrt sich dann aber abrupt in das ursprüngliche Symptommuster um, bevor eine grundlegende und substantielle Besserung stattfinden kann.

In diesem Fall wurde die Wirkung der Arznei wahrscheinlich aufgehoben. Man nennt das Antidotierung.

Dies kann entweder durch übliche Ursachen, wie Kaffeetrinken, Kampfer, Medikamente, chirurgische Eingriffe oder zahnärztliche Maßnahmen geschehen; oder aufgrund einer akuten Erkrankung; oder aber durch Gemütszustände, Speisen, Allergene oder irgendeinen anderen Umstand, für den bekannt ist, dass die betreffende Person in einer solchen Situation besonders empfindlich reagiert.

Wenn man eine Antidotierung vermutet und diese sich nicht innerhalb eines vertretbaren Zeitraumes selbst korrigiert, sollte die Arznei ein weiteres Mal in der gleichen Potenzhöhe gegeben werden.

8. Gar keine Reaktion. Dabei besteht die ursprüngliche Erkrankung weiterhin fort, oder sie verschlimmert sich in ziemlich derselben Weise, wie dies schon zuvor ohne homöopathische Behandlung der Fall war.

In akuten Fällen bedeutet ein Ausbleiben einer Reaktion nach drei oder vier Gaben eines Mittels, dass man eine andere Arznei geben sollte, sofern sie indiziert ist, oder man sollte das Problem neu bewerten und konventionelle Medikamente oder einen chirurgischen Eingriff in Betracht ziehen, falls eine solche Maßnahme erforderlich würde.

In eher chronischen Situationen bedeutet das Ausbleiben der Reaktion innerhalb des Zeitraums bis zur ersten Nachuntersuchung, dass man die Symptomatik des Falles neu bewertet und zu einem anderen Mittel wechselt, sofern man eine Arznei finden kann, die der Gesamtheit der Symptome noch besser entspricht.

Möglicherweise wiederholt man die Arznei auch noch einmal, wenn sie immer noch deutlich indiziert zu sein scheint.

9. Eine Arzneimittelprüfung. Gelegentlich reagieren Patienten überempfindlich auf eine Arznei, nachdem diese ihnen verabfolgt wurde.

Sie reagieren auf das Mittel in einer Weise, dass die für diese Arznei typischen Symptome die zu dem Patienten gehörenden Symptome ersetzen.

Schließlich kehrt die Symptomatik der Patientenbeschwerde zu einer Version des Status Quo der Krankheitssituation zurück, wobei diese jetzt allerdings aus dem Konzept gebracht worden ist, und der Patient in diesem Zustand frustriert verharrt.

Man muss sich jedoch keine Sorgen machen, weil kein Schaden angerichtet wurde, und es sollte in solchen Fällen eine weitere Arznei gegeben werden.