Erkrankungen des Bewegungsapparats

Hier geht es um:

  • akute Arthritis
  • Tendinitis und Bursitis
  • Polyarthritis
  • Arthrose
  • Rückenschmerzen und Ischialgie

Viele Erkrankungen des Bewegungsapparats können durch eine homöopathische Behandlung eine beeindruckende Besserung erfahren. Dies ist besonders dann der Fall, wenn der Zustand hauptsächlich entzündlicher Natur ist, anstatt strukturell oder mechanisch bedingt zu sein. Allerdings können sogar fortgeschrittene Gelenkbeschwerden auf eine homöopathische Behandlung reagieren. In Fällen, die für eine vollständige Wiederherstellung der Gesundheit zu weit fortgeschritten sind, kann die Homöopathie dennoch genügend Linderung schaffen, um die Funktionsfähigkeit zu verlängern und Operationen und andere Eingriffe hinauszögern. Dies ist wichtig, weil die technischen Fortschritte unseren Patienten jährlich bessere Möglichkeiten bieten.

Die meisten Patienten, die wegen Erkrankungen des Bewegungsapparats in die homöopathische Behandlung kommen, haben bereits seit einigen Jahren die Standardbehandlung probiert und keine Erfolge oder unakzeptable Nebenwirkungen erlebt. Je aggressiver die Behandlung ist, die der Patient erhalten hat, um so schwieriger wird die homöopathische Behandlung. Viele Patienten nehmen allopathische Medikamente mit stark unterdrückender Wirkung ein, wenn sie zu uns in die Praxis kommen – sogar chemotherapeutische Wirkstoffe. Die Vitalität des Patienten ist oft durch diese vorangegangenen Behandlungen stark eingeschränkt, was unsere Aufgabe sehr schwierig macht. Jedoch haben Patienten mit Arthritis oft eine außerordentlich kräftige Konstitution. Besonders wenn wir ältere Patienten mit ausgeprägter Arthritis zu behandeln haben, ist in der Regel die Lebenskraft des Patienten stark und die übrige Pathologie minimal.

Akute Arthritis

Eine der wenigen Formen von Arthritis, die ohne Diagnose in die homöopathische Praxis kommen, ist die akute Monarthritis. Dies liegt daran, dass Patienten mit starken Gelenkschmerzen beinahe immer zuerst zu anderen Fachärzten gehen. Bei einer Reihe von Patienten jedoch, die wegen anderer geringfügiger Beschwerden in Konstitutionsbehandlung sind, kann plötzlich eine akute Arthritis auftreten. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich hier um eine Monarthritis bei jüngeren Frauen (bis etwa zum Alter von 45 Jahren). Dies ist natürlich das wohlbekannte Bild einer rheumathoiden Arthritis. Besonders betroffen sind die Handgelenke oder die kleinen Gelenke.

Eine andere Form von akuter Monarthritis, die in Betracht gezogen werden muss, ist das septische Gelenk. Besonders die durch Gewicht belasteten Gelenke sind betroffen, aber auch das Handgelenk ist üblich. Hier liegen hohes Fieber, Frostschauer und ein durchaus beeindruckender Gelenkerguss vor, was diese Krankheit von den rheumatoiden Formen unterscheidet.

Auch Gicht kann sich als Monarthritis darstellen, besonders in der Großzehe. Gicht kommt häufiger bei Männern vor. Diese Patienten suchen selten ohne Diagnose homöopathischen Rat. Allerdings werden wir oft um Behandlung von akutem Aufflackern einer gichtigen Arthritis ersucht. Obgleich akute Arzneimittel für Arthritis in Frage kommen und Linderung verschaffen können, braucht der Patient häufiger sein Konstitutionsmittel, selbst in der akuten Phase.

Generalisierter akuter Rheumatismus kann auch ein Zeichen für Polyarthritis oder Viruserkrankung sein. Rheumatisches Fieber ist in der modernen Praxis sehr selten, daher habe ich nicht genügend Erfahrung, um Anleitung zur Behandlung dieser Erkrankung geben zu können.

Behandlung

Die Modalitäten der Schmerzen sind bei akuter Arthritis wichtiger als bei chronischen Fällen, wo andere konstitutionelle Symptome vorliegen und uns bei unserer Arzneimittelwahl leiten. Bei akuter Arthritis sind die Modalitäten im Zusammenhang mit Hitze und Kälte von großer Bedeutung. In der heutigen Praxis raten allopathische Therapeuten allen Patienten zu kalten Anwendungen bei allen entzündeten Gelenken und sagen, dass Hitze die Schwellung verstärkt. Es trifft sicherlich zu, dass, wenn man Eis lange genug an eine entzündete Stelle hält, dies eine Art Betäubung verursacht und dem Gelenk langfristig in gewisser Weise gut tut. Diese Praxis verschleiert jedoch die instinktive Schmerzreaktion und verändert den Bericht des Patienten über die Modalitäten. Der Homöopath muss versuchen, erlerntes Verhalten von instinktiven Reaktionen des Organismus zu trennen.

Ein weiterer verwirrender Faktor ist bei akuter Arthritis, dass starke entzündungshemmende Medikamente sehr leicht erhältlich sind. Wenn diese Medikamente (z.B. Ibuprofen) die Wirkung des homöopathischen Arzneimittels auch nicht sofort aufheben, so können sie doch das Symptombild leicht verzerren oder verdunkeln. Wenn das Bild nicht klar ist, müssen wir den Patienten bitten, diese Medikamente abzusetzen und nach 24 oder 36 Stunden eine erneute Fallaufnahme machen.

Behandlung von akuter Polyarthritis

Einer der häufigsten Irrtümer bei der Behandlung von akuter Polyarthritis ist die Erwartung des Therapeuten. Es ist natürlich, bei einer Beschwerde, die seit einigen Tagen besteht, eine rasch einsetzende Reaktion zu erwarten. Wenn also der Patient berichtet, dass in diesem Zeitraum nur wenig Besserung stattgefunden hat, ist der Therapeut versucht, das Arzneimittel zu wechseln. Nach zwei bis drei Wochen, wenn die Beschwerde stetig schlimmer oder zumindest nicht so schnell besser wird, wie der Homöopath es erwartet, wird der Patient möglicherweise zur Untersuchungen an den Rheumatologen überwiesen. Wenn jedoch diese Untersuchungen erschreckende Ergebnisse zeigen und der Rheumatologe anhand der Diagnose zu einer „Frühbehandlung“ rät, können wir die Überweisung bereuen. Der Patient vielleicht nicht in die homöopathische Praxis zurück, bis er von der Kortisonbehandlung enttäuscht und frustriert ist und die Goldbehandlung keine bleibende Heilung erzielt. In diesem Stadium jedoch wird die homöopathische Behandlung leider sehr viel schwieriger.

Indem wir den Ernst einer plötzlichen akuten Arthritis verstehen, können wir realistische Ziele für unsere Behandlung setzen. Polyarthritis ist eine tiefe systemische Pathologie, und unsere Erwartungen müssen diesem Umstand auch entsprechen. Wenn somit eine 50%ige Besserung in dem betroffenen Gelenk innerhalb von einem Monat eintritt, sollte der Homöopath damit recht zufrieden sein – in dem Wissen, dass es in der schulmedizinischen Behandlung keine wahre Heilung für diese Krankheit gibt. In vielen Fällen wird das Gelenk erst nach mehreren Monaten seine normale Funktionsfähigkeit wiedererlangen. Jedoch wird der erzielte Gesundheitszustand von bleibender Dauer sein.

Obwohl die Beschwerde als akut bezeichnet wird, ist sie mit Sicherheit Teil des konstitutionellen Falles. Wenn wir einen Patienten behandeln, müssen wir versuchen, ein Konstitutionsmittel zu finden. Wenn der Patient zu große akute Qualen erleidet und uns nur die lokalen Symptome mitteilen kann, ist die Gabe eines akuten Arzneimittels möglich, wobei man klar im Auge behält, dass ein tieferes Konstitutionsmittel irgendwann später benötigt wird.

Behandlung der akuten septischen Arthritis

Es ist selten anzuraten, ein septisches Gelenk allein mit Homöopathie zu behandeln. Geben Sie das passendste homöopathische Arzneimittel, und überweisen Sie den Patienten an einen orthopädischen Facharzt. In vielen Fällen ist der Patient bereits auf dem Weg der Besserung, wenn er im Krankenhaus eintrifft.

Behandlung der Gichtarthritis

Wenn ein Patient eine wirksame Konstitutionsbehandlung erhält und einen akuten Gichtanfall erleidet, sollte man das Konstitutionsmittel wiederholen. Wenn das Konstitutionsmittel nicht bekannt ist, kann ein lokal angezeigtes Arzneimittel gegeben werden. Das lokale Arzneimittel wird lindern, aber die Tendenz zur Gicht nicht beseitigen.