Pharyngitis und Tonsillitis

Entzündungen des Rachens und der Mandeln

Wir sind mit einigen wichtigen Fragen konfrontiert, wenn wir Halsinfektionen homöopathisch behandeln wollen, anstatt zu konventionellen Medikamenten zu greifen. Erstens kennen wir häufig nicht das volle Ausmaß der Beschwerde. Ist es einfach eine Virusentzündung im Rachen oder eine Reaktion auf Sekretabfluss aus den Choanen (den Öffnungen der Nasenhöhle hinter dem Gaumen)? Wie wollen wir das Problem angehen, wenn eine Streptokokkeninfektion vorliegt? Nach derartigen Entscheidungen gilt es immer noch, das korrekte Arzneimittel zu finden!

Die große Mehrzahl akuter Rachen- und Mandelentzündungen sind Virusinfektionen von naturgemäß begrenzter Dauer. Schwieriger wird es, wenn wir es mit einer echten Streptokokkeninfektion zu tun haben. Die homöopathische Behandlung kann die Halsschmerzsymptome durchaus wirksam lindern. Leider gibt es keine Studien, die nachweisen, dass die Homöopathie die ernsten Folgen einer Streptokokkeninfektion verhindern kann. Man sollte zwar nicht bei einem Streptokokkeninfekt im Hals auf eine homöopathischen Behandlung verzichten, doch sollte sich der Patient der schwerwiegenden Komplikationen bewusst sein, die eine Folge sein können: rheumatisches Fieber, Nierenentzündung, rheumatische Herzerkrankung. Viele Patienten entschließen sich in Anbetracht dieser Informationen zur Einnahme von Antibiotika, und daran sollten sie auch nicht gehindert werden. Für den Homöopathen ist es allerdings frustrierend zu wissen, dass die Erkrankung leicht homöopathisch behandelt werden kann, dass es zudem eher sehr unwahrscheinlich ist, dass irgendwelche Komplikationen eintreten, und dennoch müssen Antibiotika eingesetzt werden (die in der Regel die konstitutionelle Behandlung stören).

Die medizinisch-rechtliche Problematik darf hierbei auch nicht außer Acht gelassen werden.

Anfang des 20. Jahrhunderts und auch in den Zeiten davor hatten Homöopathen fast täglich mit lebensbedrohlichen Halsinfekten zu kämpfen – mit Diphtherie, Syphilis, Streptokokkeninfektion des Halses. Viel Zeit und Energie wurde darauf verwendet, das Wissen und die Erfahrung zu sammeln, mit diesen Erkrankungen fertig zu werden, mit denen wir heute nicht mehr konfrontiert sind. Der große Homöopath und Reformator der Homöopathie, George Vithoulkas, hat einmal gesagt: „Es gibt keine neuen Krankheiten und keine, die ausgestorben sind, nur neue Diagnosen und tiefere Krankheitsformen infolge Symptomunterdrückung durch die Schulmedizin. So treten z.B. die mit Hilfe von Impfungen vermeintlich ausgemerzten sogenannten Kinderlähmungen aus der Vergangenheit in neuerer Zeit als aus dem Boden sprießende Multiple Sklerose wieder auf.” Es ist zu befürchten, dass aufgrund der breitflächigen massiven Unterdrückung solcher Halsentzündungen mit Antibiotika über inzwischen große Zeiträume hinweg wir mit einer Rückkehr der aggressiven Halsentzündung rechnen müssen, besonders angesichts der zunehmenden Resistenz gegen Antibiotika.

Behandlung

Die erste Frage, die wir uns in einem Fall von Rachenentzündung stellen müssen, ist die, ob es sich um einen Fall für die homöopathische Behandlung handelt. Schwach ausgeprägte Infektionen mit nur allgemeinen Charakteristika – also Schmerzen beim Schlucken, Empfindung von Rohheit im Hals usw. eigen sich nicht sehr gut für eine homöopathische Behandlung. Andere Beschwerden wie Peritonsillarabszesse lassen sich wirkungsvoll homöopathisch behandeln, aber die Behandlung sollte nur mit größter Vorsicht und nach Rücksprache mit einem HNO-Arzt vorgenommen werden.

Welche Hilfe gibt die Naturheilkunde?

Es gibt eine Reihe von wirksamen Methoden, die Schmerzen zu lindern und auch dem Patienten die Sorge zu nehmen, wenn er das Gefühl hat, „etwas unternehmen zu müssen”. Dazu gehören u.a.: warme Getränke. Tee aus Ulmenrinde, Zink-Kautabletten (25 mg 2 x tägl.), Vitamin C (1000 mg 2 x tägl.), Echinacea-Tinktur (15 Tropfen in Flüssigkeit 2 x tägl.).

Weitere ergänzende Therapiemaßnahmen: Gurgeln mit Salzwasser (1 Teelöffel auf 1 Tasse warmes Wasser), Hydrotherapie (sog. Prießnitz-Umschlag = Handtuch mit kaltem Wasser tränken, auswringen und um den Hals wickeln, mit einem warmen trockenen Handtuch umwickeln, 20 Minuten im Liegen einwirken lassen), Lebertran (1 Teelöffel tägl.).

Die massnahmen der Schulmedizin

Bei der schwereren Erkrankung eines Peritonsillarabszesses ist Vorsicht geboten. Wenn eine Kiefersperre vorliegt (der Patient will keinen Speichel schlucken), sollte man sofort an diese Möglichkeit denken. Wenn diese Pathologie gegeben ist, sollte parallel zur homöopathischen Behandlung der Rat eines Schulmediziners eingeholt werden.

Ein Blick in die „Werkstatt“

Hier folgt das Beispiel von zwei homöopathischen Hauptmitteln aus einer großen Anzahl in Frage kommender Arzneien zur Behandlung der Rachen- und Mandelentzündung. Die Mittel wirken lindernd oder stellen die Gesundheit wieder her, wenn der Patient genau diese Symptome entwickelt, die ein Spiegelbild der spezifischen Symptomatik der passenden Arznei ist.

Apis

Schmerzen: brennende (manchmal auch stechende) Halsschmerzen mit ausgeprägter Rötung

Schmerzen: sie sind besonders auf der rechten Halsseite.

weitere Indikationen: Entzündung, vor allem auf der rechten Seite

Begleitumstände: Schwellung, hauptsächlich auf der rechten Seite

Begleitumstände: enorme Schwellung, besonders des Zäpfchens, aber auch der Mandeln

Begleitumstände: Die Schleimhaut ist leuchtend rot und glänzt.

Schlimmer durch Hitze und heiße Getränke

Schlimmer in warmen Räumen

Besser: durch kalte Speisen oder Getränke, allerdings besteht nicht viel Durst.

Allgemein: oft hohes Fieber

Begleitumstände: trockene Hitze wechselt ab mit Frost.

Phytolacca

Schmerz: Brennen oder schmerzhafte Empfindlichkeit im Bereich von Hals, Tonsillen oder Zungenwurzel

Schmerz: Der Schmerz wird oft beschrieben als Empfindung, als stecke eine „glühende Eisenkugel” im Hals.

weitere Indikationen: entzündete Tonsillen, sie sind dunkel oder purpurfarben.

weitere Indikationen: Peritonsillarabszess

Schlimmer auf der rechten Seite

Schlimmer wenn man den Kopf nach links dreht

Schlimmer nachts

Schlimmer bei Berührung

Schlimmer: heiße Getränke; der Patient kann heiße Getränke nicht schlucken.

Besser durch Verkühlung

Besser durch kalte Getränke

Schmerzen: Die Schmerzen strahlen beim Schlucken zu den Ohren aus.

Schmerzen: Schmerzhafte Stiche zucken in die Ohren hinein.

Begleitumstände: Die Halslymphknoten sind hart und schmerzhaft.