Harnwegsinfektionen

Ein Harnblaseninfekt ist eine der häufigsten akuten Beschwerden, die bei Patienten während der Konstitutionsbehandlung auftreten. Sie lässt sich normalerweise homöopathisch gut behandeln. Viele Fälle von Harnwegsinfekten heilen spontan und benötigen keine Behandlung. Eine Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung) hingegen ist eine sehr viel schwerere Erkrankung, die in Verbindung mit Fieber, stärkeren Rückenschmerzen und allgemeinem Krankheitsgefühl oder systemischen Symptomen auftritt. Bei dieser Beschwerde ist größere Vorsicht geboten.

Behandlung

Viele Harnblaseninfekte lassen sich ohne ein homöopathisches Arzneimittel behandeln, indem der Patient die Flüssigkeitseinnahme und Vitamin C-Zufuhr steigert. Die Entscheidung, ob man ein homöopathisches Arzneimittel gibt, hängt von dem Schweregrad der Beschwerde ab. Dem Beginn der homöopathischen Behandlung muss eine sorgfältige Aufnahme der Symptome vorangehen. Es geschieht zu häufig, dass Homöopathen auf lediglich auf ein einziges Symptom hin (z.B. Schmerzen am Ende der Harnentleerung) ein Arzneimittel verschreiben, bevor die Gesamtsymptomlage wirklich klar ist. Eine solche Vorgehensweise verändert nämlich die Symptome des Patienten und verschleiert die wirkliche Symptomatik und damit das korrekte Arzneimittelbild, so dass anschließend trotz aller Bemühungen Antibiotika benötigt werden. Eine Reihe von Patienten haben keinerlei nachweisbare Bakterien im Harn, jedoch typische Harnblaseninfekt-Symptome. Das Syndrom kann durch z.B. Spasmen der Harnröhre oder durch Herpes genitalis verursacht sein, aber die Symptome sind denen eines Harnblaseninfekts vergleichbar.

Eine Nierenbeckenentzündung kann eine ernste Langzeitauswirkung auf die Nieren haben. Es ist Patienten durchaus nicht von Antibiotika abzuraten, wenn Verdacht auf diese Beschwerden besteht. Man kann ein homöopathisches Arzneimittel geben, gleichzeitig Labortests durchführen lassen und Kulturen anlegen lassen. Wenn der Patient gut auf die homöopathische Behandlung reagiert – während die schulmedizinischen Untersuchungen durchgeführt werden – können wir die konventionelle Behandlung (also Antibiose) hinauszögern. Der Patient oder die Eltern des erkrankten Kindes müssen letztendlich immer selbst die Entscheidung für oder gegen Antibiotika treffen. Wenn eine konventionelle Behandlung unverzichtbar ist, denken Sie daran, Kulturen anlegen zu lassen, bevor Sie Antibiotika einnehmen. Dies ist eine Routineuntersuchung, die jeder Arzt kennt, aber die im kritischen Augenblick häufig vergessen wird. Das schlimmste Szenario ist ein schwerkranker Patient, der nach einer wirkungslosen Antibiotikabehandlung, nach ein- oder zweiwöchiger erfolgloser homöopathischer Behandlung und ohne Kulturen in die Notaufnahme des Krankenhauses eingeliefert wird.

Immer wieder auftretende Blaseninfektionen können ein Anzeichen für strukturelle Anomalien in den Harnwegen, maligne Entartungen oder chronische Steinbildung sein. Jeder Patient, der drei oder mehr Harnwegsinfektionen innerhalb eines Jahres hatte, sollte von einem Urologen untersucht werden.

Therapeutische Hinweise für die Behandlung von Harnwegsinfekten

Was macht hier die Homöopathie?

Bei einer einfachen Blasenentzündung ist es besser zu warten, bis sich das Symptombild entwickelt hat, als ein Arzneimittel anhand von nur ein oder zwei Symptomen zu wählen.

Welche Hilfe gibt die Naturheilkunde?

Wiederholt auftretende Blasenentzündungen bei Mädchen (oder Jungen) haben oft damit zu tun, dass diese Kinder Schaumbäder genommen haben.

Wichtig ist, dass die Mutter dem Kind beibringt, wie es sich nach dem Stuhlgang richtig reinigt. Stellen Sie sicher, dass das Kind sich nach hinten hin abwischt und nicht nach vorn, zur Harnröhre hin.

Wiederholt auftretende Blasenentzündungen bei Frauen lassen sich oft durch zwei einfache Instruktionen verhüten: Erstens, die Blase muss entleert werden, sobald Harndrang verspürt wird, der Harn sollte nicht „gehalten”‘ werden. Zweitens sollte die Blase vor jeder Aktivität, bei der Druck auf die Harnröhre ausgeübt wird, entleert werden – vor Radfahren, Koitus, Einführen eines Diaphragma usw.

Einige wirksame, nicht toxische Maßnahmen zur Behandlung von Blasenentzündungen sind: ungesüßter Preiselbeersaft; Bärentraubenblätter-Tee; Löwenzahn-Tee; Knoblauchkapseln (2 Kapseln 3 x tägl. für Erwachsene, 1 Kapsel 3 x tägl. für Kinder); Vitamin C (1000 mg 3 x tägl. für Jugendliche und Erwachsene, 250 mg 3 x tägl. für Kinder unter fünf Jahren, 500 mg 3 x tägl. für ältere Kinder); Brennessel-Tee.

Gelbwurz-Tee (Hydrastis canadensis) ist auch wirksam, aber sollte nicht während der Schwangerschaft verwendet werden und auch nicht, wenn eine Allergie gegen Beifuß besteht.

Bei akuten Blasenentzündungen sollte das homöopathische Arzneimittel innerhalb von vier bis sechs Stunden seine Wirkung zeigen.

Wie bei jeder akuten Beschwerde sollte der Patient darauf hingewiesen werden, den erkrankten Bereich nicht zu schnell zu stark zu belasten. Alle Homöopathen empfehlen Patienten, die eine Lungenentzündung homöopathisch auskurierten und nachdem das Arzneimittel gewirkt hat, noch ein oder zwei Tage Bettruhe. Bei Patienten mit einer Harnblasenentzündung dagegen vergisst man leicht, dass sie für mehrere Tage nach Abheilung der Harnblasenentzündung auf Geschlechtsverkehr, Diaphragma und Bäder verzichten sollten.

Die massnahmen der Schulmedizin

Bei Patienten mit wiederholt auftretender Blasenentzündung gehört oft die Langzeiteinnahme von Antibiotika zur konventionellen Behandlung. Dies macht die homöopathische Behandlung beinahe unmöglich.

Ein Blick in die „Werkstatt“

Hier folgt das Beispiel von einem der zahlreichen homöopathischen Hauptmittel zur Linderung und Beseitigung der Beschwerden bei Infekten der Harnwege. Sie wirken erfolgreich, wenn der Patient genau diese Symptome entwickelt, die ein Spiegelbild der spezifischen Symptomatik der passenden Arznei ist.

Cantharis

Klinische Hauptindikation: milde bis starke oder hämorrhagische Zystitis (= Harnblasenentzündung mit Blut im Urin)

Klinische Hauptindikation: Harnröhrenentzündung

Schmerz: intensives Brennen bei der Harnentleerung; jeder Urintropfen fühlt sich bei der Entleerung an wie brennende Säure.

Schmerz: entsetzliche Schmerzen durch die Blase, den Blasenhals und die Harnröhre hindurch, vorübergehend gelindert nach der Harnentleerung

Schmerz: Der Patient schreit wegen der Schmerzen während der Harnentleerung laut auf.

Besonderheit: intensiver Harndrang durch schon die geringste Harnmenge; Drängen alle zwei bis drei Minuten, aber nur ein Tröpfeln kommt heraus.

Besonderheit: Der Patient hat das Gefühl, Linderung zu bekommen, wenn man nur die Blase vollständig leeren könnte

Besonderheit: wollüstige Empfindung während der Infektion. Der Patient kann ein sexuelles Verlangen erleben, der durch die Reizung ausgelöst ist.

Besonderheit: Der Harn macht wund, sogar die äußeren Genitalien werden roh.

Schlimmer durch Trinken

Schlimmer durch das Geräusch von fließendem Wasser

Schlimmer bei Erektionen

Schlimmer durch Koitus

Schlimmer Ejakulation

Besser durch kalte Anwendungen

Besser nach vollständiger Harnentleerung

Zeit der Beschwerde: vor, während, am Ende und nach der Harnentleerung

Schmerz: Die Schmerzen können einsetzen, nachdem nur ein paar Tropfen entleert wurden.

Ort: alle Bereiche der Harnwege

Gemüt: „wildes“ Gefühl. Drang, an den Genitalien zu ziehen oder sogar zu masturbieren

Nierenbeckenentzündung: entsetzliche Schmerzen in den Nieren, die sich zur Blase ausbreiten

Schlimmer bei Bewegung

Schlimmer durch Harndrang

Schlimmer bei Berührung

Schlimmer durch Erschütterung

Besonderheit: Der Harn wird rasch nach dem Einsetzen der Symptome blutig. Manchmal scheidet der Patient reines Blut aus.