In der homöopathischen Allgemeinpraxis kommt es nur selten vor, dass eine Patientin wegen einer akuten Uterusblutung Rat sucht. Solche Fälle werden fast immer als Notfall ins Krankenhaus eingeliefert oder treten bei Patientinnen auf, die bereits zur Entbindung im Krankenhaus sind.
Häufiger hat der Homöopath es mit den Langzeitfolgen solcher Ereignisse zu tun und kann durch die typischen Merkmale der betreffenden Blutung Hinweise auf das Konstitutionsmittel bekommen.
Viele Patientinnen haben auch mit starker oder unregelmäßiger Menstruation (Menorrhagie oder Metrorrhagie), Uterusmyomen oder Blutungen, die in den Wechseljahren auftreten, zu kämpfen. Diese Patientinnen kommen oft zur Behandlung, weil ihnen seitens der Schulmedizin zu einer operativen Entfernung der Gebärmutter geraten wurde (oder wenn bereits ein Termin dafür angesetzt ist). Natürlich sollte keine homöopathische Behandlung ohne eine vollständige Beurteilung der Krankheit unternommen werden. Blutungen können ein Zeichen für verborgene maligne Erkrankungen, Schwangerschaft, Trauma oder andere Beschwerden sein, die sich nicht ausschließlich durch homöopathische Arzneimittel behandeln lassen.
Behandlung
Die meisten Patientinnen, die zur homöopathischen Behandlung kommen, sind Frauen mit mäßiger bis starker Menorrhagie und Metrorrhagie aufgrund von Uterusmyomen, Zysten der Eierstöcke oder Blutung infolge Funktionsstörungen. Den meisten dieser Patientinnen kann die homöopathische Behandlung allein helfen, ohne dass auf andere Therapieformen zurückgegriffen werden muss. Die Behandlung ist beinahe in jedem Fall eine Konstitutionsbehandlung, außer bei akuten starken Blutungen. Während eines Notfalls kann ein akutes homöopathisches Arzneimittel angezeigt sein und sollte rasch wirken, um die Blutung zu stillen. Später wird ein Konstitutionsmittel notwendig sein, um das zugrundeliegende Problem zu lösen, das die Veranlagung für eine solche akute Blutung darstellt. Die Patientin sollte wissen, dass die Blutung auf homöopathischem Wege rasch gestillt werden kann, dass die homöopathische Behandlung der Myome jedoch sehr viel länger dauert – mindestens sechs bis zwölf Monate, häufig sogar Jahre.
Vermehrte Blutungen können nach dem homöopathischen Arzneimittel durchaus auftreten – oft als Erstreaktion im Sinne einer Heilungsreaktion. Während der Verschlimmerung hat die Patientin üblicherweise sehr viel stärkere Schmerzen (manchmal jedoch auch viel weniger) als gewöhnlich während einer Blutung.
Die massnahmen der Schulmedizin
Viele Patientinnen nehmen Pillen zur Empfängnisverhütung oder andere Hormonpräparate zur Regulierung ihrer Problematik. Diese Medikamente stören in der Regel die Wirkung der homöopathischen Arzneimittel nicht – jedenfalls nicht unmittelbar.
Es ist nicht empfehlenswert, gleichzeitig eine homöopathische Behandlung zu beginnen und eine Hormonbehandlung anzufangen oder abzusetzen.
1) Wenn die Patientin erst vor kurzem mit der Hormonbehandlung begonnen hat, sollte sie am besten für die Dauer von drei Zyklen abwarten, um die Wirkung des Hormons einzuschätzen, bevor sie mit der homöopathischen Behandlung beginnt.
2) Wenn die Hormonbehandlung erst ein oder zwei Wochen zuvor begonnen wurde und die Beschwerde nicht sonderlich verändert hat, ist es durchaus vertretbar, dass die Patientin die Hormonbehandlung absetzt und mit der homöopathischen Behandlung beginnt.
3) Wenn die Hormonbehandlung bereits eine deutliche Wirkung auf die Beschwerde hatte, oder wenn die Hormonbehandlung bereits seit einigen Monaten durchgeführt wird – selbst wenn die Patientin meint, die Behandlung habe nicht viel bewirkt –, so sollte das Hormonpräparat nicht gleichzeitig mit dem Beginn der homöopathischen Behandlung abgesetzt werden. Die Möglichkeit hierbei ist, die Hormone für die Dauer von zwei bis drei Zyklen abzusetzen, bevor man das Arzneimittel gibt. Der Homöopath wartet so lange, weil die Hormone noch ein oder zwei Zyklen lang eine Blutungshemmung bewirken können und somit nicht das volle Ausmaß der Pathologie zu sehen ist.
Oft kommen auch Patientinnen in die homöopathische Praxis, bei denen aufgrund der Anamnese zahlreiche Blutungen in der Vergangenheit deutlich werden, die schließlich eine Art kritischen Punkt erreicht haben: der Gynäkologe hat zu einer Gebärmutterentfernung geraten, die Familie macht sich große Sorgen, der Arbeitgeber will die ständigen Fehlzeiten nicht länger hinnehmen, und die Patientin sagt, sie habe nur einen Monat Zeit für die homöopathische Behandlung, bevor sie sich der Operation unterziehen muss. Bei einer solchen Patientin müssen vielerlei Dinge berücksichtigt werden, bevor der Homöopath sich für (oder gegen) eine homöopathische Behandlung entscheidet.
Wenn die Patientin häufige, anhaltende oder beinahe tägliche Blutungen hat (Menometrorrhagie oder echte Metrorrhagie), sind gute Ergebnisse innerhalb eines Monats nach Gabe des homöopathischen Mittels zu erwarten.
Ein Blick in die „Werkstatt“
Hier folgt das Beispiel von zwei homöopathischen Mitteln aus einer Reihe in Frage kommender Arzneien zur Behandlung von Gebärmutterblutungen. Die Mittel wirken, wenn die Patientinnen genau diese Symptome entwickelt, die ein Spiegelbild der spezifischen Symptomatik der passenden Arznei ist.
Sabina
Hauptindikation: grauenhaft schmerzhafte hellrote Blutung mit großen, dunklen Klumpen
Hämorrhagie: hellrot mit dunklen Klumpen – sie sehen aus aus wie rohe Leber
weitere Indikationen: gesteigerter Sexualtrieb während der Blutung
weitere Indikationen: Die Menstruationsblutung hält an bis zur nächsten Periode.
Schlimmer bei Bewegung
Schlimmer durch Anstrengung
Schlimmer im Klimakterium
Schlimmer beim Gehen
Besser durch Umhergehen
weitere Indikationen: im Wechsel mit Gicht
Schmerzen: Sie beginnen im Kreuz und gehen im Kreis in den Schambereich.
Schmerzen: Schmerzen, als würden die Beckenknochen aufbrechen
Schlimmer: wenn die Blutung vorübergehend aussetzt
Begleitumstände: Abort
Begleitumstände: Plazenta prævia
Begleitumstände: Plazentaretention
Begleitumstände: Menses
Begleitumstände: zwischen den Menses
Begleitumstände: nach Entbindung
Begleitumstände: Myome
Allgemein: Uterusblutung bei Patientinnen mit Nasenbluten
Erigeron
Hauptindikation: starke, schwallartige Blutung; schlimmer durch jede Bewegung
Hämorrhagie: hellrotes Blut im Schwall
Schlimmer durch leichte Anstrengung
Schlimmer bei Bewegung
Schmerzen: Schmerzhafter Blasendrang und schmerzhaftes Drängen im Rektum während der Blutung
Begleitumstände: Abort
Begleitumstände: Menses
Begleitumstände: nach Entbindung