Schwindel

Die schulmedizinische Definition von echtem Schwindel ist das Vorhandensein von Drehgefühl, Nystagmus (Augenzittern) und von der Norm abweichenden Untersuchungswerten des Vestibularapparats (Gleichgewichtsorgan). Diese Zeichen und Symptome indizieren Entzündungen des Labyrinths, Menière-Syndrom oder andere Erkrankungen des Innenohrs. Zum häufigeren Symptom „Schwindelgefühl” gehört echter Schwindel ebenso ein wie eine furchterregende Liste von Erkrankungen, die differentialdiagnostisch abzuklären sind: Akkustikusneurinom; Gehirnerkrankungen; Erkrankung der Halsschlagader; degenerative Prozesse der Wirbelsäule; niedriger Blutdruck; Anämie; Schilddrüsenerkrankungen; Gehirntumor; Multiple Sklerose und andere neurologische Erkrankungen; Hyperventilationstetanie; Angstgefühle und andere psychiatrische Beschwerden. Es versteht sich von selbst, dass jeder Patient mit einer solchen Erkrankung gründlich untersucht werden muss. Die Untersuchungsergebnisse können leider oft nicht zu einer klaren Diagnosestellung beitragen.

Behandlung

Chronischer Schwindel oder Langzeitschwindel wird immer konstitutionell behandelt. Bei vielen Patienten jedoch besteht der Schwindel erst seit kurzem, und akute Arzneimittel können in solchen Fällen angezeigt sein. Die häufigste Ursache ist eine akute Labyrinthitis, wo akuter Schwindel in Verbindung mit Infektionen der oberen Atemwege sowie Ohrensausen vorliegt. Eine akute Labyrinthitis verläuft gewöhnlich mild und reagiert rasch auf akut verabreichte homöopathische Arzneimittel.

Eine schwerwiegendere Erkrankung, das Menière-Syndrom, umfasst starke Übelkeit und oft den Verlust des Hörvermögens ebenso wie den Schwindel und einen Tinnitus, wie wir dies von der Entzündung des Labyrinths kennen. Diese Krankheit kann zu vollständigem einseitigem Verlust des Hörvermögens führen. Sehr oft ist das Menière-Syndrom ein Aspekt der Konstitution des Patienten und reagiert entsprechend auf die konstitutionelle Behandlung. Wenn Schwindel und Gehörverlust plötzlich einsetzen, ist eine offensive Behandlung angezeigt, bei der wir eine Besserung durch das Arzneimittel innerhalb weniger Tage erwarten. Das Menière-Syndrom kann in Verbindung mit einem Mangan-Mangel auftreten (Mangan-Präparate 5 mg tägl. zusätzlich). Nützlich sind auch Ginkgo biloba (eine Kapsel 3 x tägl.) und Nicotinsäure (100 mg tägl.).

Ein Blick in die „Werkstatt“

Hier folgt das Beispiel von zwei homöopathischen Mitteln aus einer Reihe in Frage kommender Arzneien zur Behandlung von Schwindel. Die Mittel wirken lindernd oder stellen die Gesundheit wieder her, wenn der Patient genau diese Symptome entwickelt, die ein Spiegelbild der spezifischen Symptomatik der passenden Arznei ist.

Cocculus

Hauptindikation: echter Schwindel mit Empfindung, als ob sich das Zimmer drehe

weitere Indikationen: Schwindel mit intensiver Übelkeit; der Patient ist gezwungen, still zu liegen.

Schlimmer bei jedem Versuch, aus dem Bett aufzustehen, selbst beim Heben des Kopfes

Schlimmer beim Fahren im Auto, Schiff oder Flugzeug

Schlimmer beim Ansehen von Gegenständen, die sich bewegen

Schlimmer im Stehen

Schlimmer beim Sitzen

Schlimmer bei Bewegung

Schlimmer durch den Genuss von Wein oder Alkohol

Schlimmer infolge Kummer

Schlimmer durch die Versorgung einer kranken nahestehenden Person

Schlimmer nach lang anhaltender Angst

Schlimmer schon durch das Versäumen nur weniger Minuten des benötigten Schlafs

weitere Indikationen: Das Mittel ist auch indiziert bei tief verwirrten und starrköpfigen Patienten mit quälendem Schwindelgefühl und Orientierungsverlust.

Conium

Hauptindikation: echter Schwindel, Drehgefühl; oft bedingt durch Hormonstörungen

Schlimmer im Liegen

Schlimmer beim Umdrehen im Bett

Schlimmer beim Treppabgehen

Schlimmer im Klimakterium oder während der Menses

Schlimmer durch Kopfbewegung oder sogar Augenbewegung

Schlimmer bei Bewegung

Schlimmer durch Kopfschütteln

Schlimmer infolge plötzlicher Bewegung

Schlimmer nach Weingenuss

Besser beim Schließen der Augen

Besser in Ruhelage

weitere Indikationen: Schwindel bei älteren Patienten