Leibschmerzen

Leibschmerzen können zahlreiche Ursachen haben, darunter u.a.: akute Infektionen, Blinddarmentzündung, Dickdarmentzündung, Reizkolon, Zöliakie, Beschwerden der Gallenblase, Koliken, Laktoseunverträglichkeit, Endometriose und bösartige Erkrankungen. Meistens haben Patienten, die mit starken Leibschmerzen zur homöopathischen Behandlung kommen, bereits gründliche Untersuchungen hinter sich. Wenn dies nicht der Fall ist, müssen natürlich diese Untersuchungen vor der homöopathischen Behandlung oder zeitgleich durchgeführt werden, gegebenenfalls durch einen Facharzt.

Behandlung

Die Behandlung von Leibschmerzen hängt vollkommen von der Diagnose ab. Viele Beschwerden sind am besten durch eine Umstellung der Ernährung zu behandeln, nicht durch homöopathische Behandlung. Entzündungsprozesse im Darm gehen oft mit starken Leibschmerzen einher. Diese Erkrankungen sollten in Zusammenarbeit mit einem Facharzt oder Internisten behandelt werden.

In den letzten Jahren haben die Untersuchungen der Darmflora und Diagnosen von Darmparasiten deutlich zugenommen. Viele Organismen, die von Laborärzten als pathologisch eingestuft werden, gelten bei konventionellen Gastroenterologen als gutartig oder trivial. Wie dem auch sei, bei diesen Patienten lässt sich selten durch die Einnahme konventioneller Medikamente (z.B. Antibiotika) eine Langzeitbesserung feststellen. Eine Umstellung der Ernährung jedoch, Anti-Candida-Diät und Azidophilus-Präparate scheinen den meisten Patienten zu helfen.

Was macht hier die Homöopathie?

In vielen Fällen können eine Blinddarmentzündung oder Bauchfellentzündung im Frühstadium durch die homöopathische Behandlung verhindert werden. Die korrekte Strategie ist es, den Patienten unterwegs zur Notaufnahme im Krankenhaus zu behandeln. Bei starker reaktiver Empfindlichkeit, fehlenden Darmgeräuschen und hartem Abdomen usw. behandelt der Homöopath nicht ohne Rücksprache mit einem Facharzt.

Patienten mit Gallensteinen wird oft zu einer prophylaktischen Entfernung der Gallenblase geraten. Viele Patienten mit wiederholt auftretenden Gallensteinkoliken können jedoch durch die homöopathische Behandlung vollständig gesunden.

Die Steine verschwinden in der Regel erst Jahre, nachdem sich der Zustand beruhigt hat, wenn überhaupt.

Chamomilla ist in beinahe allen Fällen von Kolik der Säuglinge als Anfangsgabe zumindest in gewissem Maße wirkungsvoll. Man kann viel zu leicht dazu neigen, diese Arznei zu häufig zu geben, anstatt die zugrunde liegende Ursache zu ermitteln – übermäßiges Stillen, unvollständiges Aufstoßen oder emotionale Belastung der Mutter usw.

Welche Hilfe gibt die Naturheilkunde?

Nicht jeder dunkel gefärbte Stuhl weist auf eine Blutung im Verdauungstrakt hin. Es kann sein, dass der Patient Bismut-Präparate oder Eisen-Präparate eingenommen oder Rote Beete gegessen hat – also besteht hier also kein Grund zur Panik.

Die Ernährung spielt offensichtlich vielfach bei Leibschmerzen eine große Rolle. Darmkrämpfe aus ungeklärter Ursache können oft ein Ergebnis von unverträglichen Nahrungsmitteln sein. Eine Eliminationsdiät bzw. Trennkost-Diät kann dieses Problem unter Umständen lösen. Nach der homöopathischen Behandlung verschwinden oft viele der empfindlichen Reaktionen.

Bei Reizkolon kann eine faserreiche Diät und die zusätzliche Einnahme von Verdauungsenzymen hilfreich sein.

Bei einer Dickdarmentzündung ist L-Glutamin (500 mg. 2 x tägl.) indiziert. Weitere hilfreiche Nahrungsmittelzusätze sind u.a.: Leinöl (1 Teelöffel 2 x tägl.); Azidophilus (1 Teelöffel tägl.); Seetang (1000 mg. tägl.); Zink (50 mg tägl.); Taurin (500 mg 2 x tägl.).

Unbehagen im Unterleib und „Verdauungsstörungen” sind oft einfach eine Reaktion auf übermäßige Nahrungsaufnahme oder auf zu hastiges Essen.

Die massnahmen der Schulmedizin

Es ist nicht empfehlenswert, Leibschmerzen am Telefon bzw. ohne Untersuchung des Patienten zu behandeln.

Bei wiederholt auftretenden oder akuten Leibschmerzen ohne breiigem Stuhl oder ohne Durchfall ist eine dringende Untersuchung erforderlich.

Gelegentlich können schulmedizinische Untersuchungen die Wirkung der homöopathischen Behandlung aufheben und sollten daher vor der Arzneimittelgabe abgeschlossen sein. Dazu gehören Prozeduren, bei denen eine leichte Anästhesie erforderlich ist (wie etwa eine Darmspiegelung), magnetische Resonanzdarstellung (MRT) und sogar Ultraschalluntersuchung bei sehr empfindlichen Patienten.

Bei Patienten mit Dickdarmentzündung ist es in der Regel notwendig, parallel konventionelle Medikamente zu geben.

Hierarchie der konventionellen Medikamente

(in absteigender Reihenfolge von „weniger belastend“ hin zu „sehr belastend“)

Entzündungsprozesse im Darm

1) Gelegentliche Einnahme von Lomotil oder Imodium

2) Asacol (Mesalazin)

3) Sulfasalizin

4) Kortisoneinläufe

5) Systemische Kortisone

6) Mercaptopurin

Reizkolon

1) Ballaststoffe (Metamucil usw.)

2) Anticholinergika (Acetylcholinhemmer)

3) Benzodiazepine, Diazepam-Abkömmlinge

Laktoseintoleranz

Die Einnahme von Lactase stört die homöopathische Behandlung nicht.

Ein Blick in die „Werkstatt“

Hier folgt das Beispiel von zwei homöopathischen Hauptmitteln aus einer Anzahl in Frage kommender Arzneien zur Beseitigung von Leibschmerzen. Die Mittel wirken erfolgreich, wenn der Patient genau diese Symptome entwickelt, die ein Spiegelbild der spezifischen Symptomatik der passenden Arznei ist.

Chamomilla

Klinische Hauptursache: akute Enteritis (Darmentzündung)

Klinische Hauptursache: Säuglingskolik bei Neugeborenen

Klinische Hauptursache: Gallensteine

Besonderheit: das Hauptmittel zur Behandlung von Kolik, wenn das Kind ruhelos ist, wütend schreit, sich nach hinten durchbiegt und rot im Gesicht wird

Schlimmer gegen 9 Uhr; oder von 9 bis 10 Uhr; oder nachts

Schlimmer während Durchfall

Schlimmer durch Essen

Schlimmer durch Kaffeetrinken

Schlimmer infolge von Zorn

Schlimmer: Schmerzen verhindern Harnentleerung.

Schlimmer beim Versuch, Harn zu entleeren

Besser durch Wärme

Besonderheit: Schmerzen bei akutem Durchfall mit grünem Stuhl, der aussieht wie gehackter Spinat

Colocynthis

Klinische Hauptursache: akute Enteritis (Darmentzündung)

Klinische Hauptursache: Koliken

Klinische Hauptursache: Gallensteine

Schmerzart: Empfindung wie von Einschnürung

Schmerzart: Empfindung wie von Zusammenziehen

Schmerzart: Schmerzen im Abdomen, als würde eine Hand hineingreifen – oft beschrieben, als würde der Darm zwischen zwei Steinen zerquetscht

Besonderheit: Ruhelosigkeit oder unterdrückte Ruhelosigkeit bei Schmerzen

Besonderheit: Der Patient schlägt um sich während der Schmerzen; besser durch schlagende, rollende Bewegungen

Schlimmer gegen 6 Uhr; mittags oder nachmittags

Schlimmer infolge von Zorn oder Entrüstung

Schlimmer durch Essen

Schlimmer durch den Verzehr von Kartoffeln

Schlimmer durch den Verzehr von Obst

Schlimmer durch Trinken

Schlimmer während Durchfall

Schlimmer durch eingeklemmte Blähungen

Schlimmer während akuter Stuhlverstopfung

Besonderheit: Übelkeit während der Schmerzen

Besser durch Zusammenkrümmen

Besser durch Hitze

Besser durch Druck

Besser durch Kaffee oder Tabak

Besser nach dem Stuhlgang oder Blähungsabgang

Besser in Bauchlage

Besser durch vornübergebeugtes Gehen

Besser beim Anwinkeln der Gliedmaßen

Besser durch Bewegung oder Anstrengung

Gemüt: höfliche Personen, die durch Grobheit oder Verärgerung tief gekränkt sind

Ausstrahlung: zum Rektum

Ausstrahlung: zum Kreuzbereich