Prostatabeschwerden

In der homöopathischen Alltagspraxis kommt die chronische Prostataentzündung, für die es keine gute schulmedizinische Behandlung gibt, recht häufig vor. Die gutartige Hypertrophie der Prostata ist ebenfalls ein alltägliches Problem in unserer Praxis. Diese Beschwerden weisen oft dieselben Symptome auf.

Die Behandlung der Prostataentzündung

Die chronische Prostataentzündung reagiert sehr gut auf homöopathische Behandlung. Die Beschwerde ist oft die Folge der Unterdrückung einer oberflächlicheren Infektionen des Urogenitaltraktes, wie etwa einer Harnröhrenentzündung. Früher, in den Zeiten vor Sulfonamiden und Antibiotika, konnten Homöopathen die Symptome der Absonderungen – Farbe, Menge, Konsistenz – leicht bestimmen. Heute werden diese Symptome mit antibiotischer Behandlung schnell unterdrückt. Darüber hinaus sind sogar die Symptome der Prostataschmerzen durch eine prophylaktische Antibiotika-Behandlung oft verschleiert oder beseitigt – häufig werden Antibiotika über Monate oder sogar Jahre hinweg von den Patienten eingenommen. Diese Verdeckung der Symptome erschwert die Arbeit des modernen Homöopathen. Die homöopathische Behandlung stützt sich hauptsächlich auf das konstitutionelle Bild des Patienten.

Was macht hier die Homöopathie?

Es lohnt sich, die Symptome der ursprünglichen Infektion vor der Antibiotika-Behandlung zu ermitteln. Wenn sich der Patient noch an die Anfangssymptome erinnern kann, werden diese Symptome nützliche Hinweise auf das am besten passende homöopathische Mittel geben, selbst wenn die Unterdrückung bereits lange Zeit zurückliegt.

Welche Hilfe gibt die Naturheilkunde?

Bei chronischer Prostataentzündung können wöchentliche Massagen der Prostata den Heilungsprozess außerordentlich gut unterstützen.

Hilfreiche Ergänzungen zur Behandlung sind: Vitamin C (2000 mg tgl.); Zink (50 mg tgl.); Vitamin B-Komplex (50 mg tgl.).

Die massnahmen der Schulmedizin

In vielen Fällen macht die chronische Einnahme von Antibiotika den Behandlungsverlauf komplizierter. In vielen Fällen können selbst schwache chronisch eingenommene Antibiotika die Wirkung der homöopathischen Arzneimittel stören.

Die Behandlung der gutartigen Prostatahypertrophie

Diese verborgene Epidemie im mittleren Alter oder bei älteren Patienten wird häufig bloß als eine lästige Erscheinung betrachtet. Es stimmt zwar, dass sich eine Verlegung der Harnwege mittels einer Prostataresektion, die durch die Harnröhre hindurch vorgenommen wird, leicht behandeln lässt, doch diese Prozedur kann postoperative Erkrankungen wie Harninkontinenz und Impotenz bzw. Ejakulationsschwierigkeiten zur Folge haben. Aus diesem Grund versuchen wir Homöopathen, einen solchen operativen Eingriff so weit wie möglich zu vermeiden. Bei leichten bis mäßigen Symptomen ist eine Konstitutionsbehandlung angezeigt, aber wenn eine schwerwiegende Verlegung vorliegt, sollte man es mit organspezifischen homöopathischen Arzneimitteln versuchen, die häufig erfolgreich sind. Später jedoch muss man das tiefer wirkende Konstitutionsmittel finden, um eine Stabilität zu erreichen. Neuere Methoden sind Ballondilatierung, Hyperthermie und Laserbehandlung. Die Wirkung dieser Methoden ist nur von begrenzter Dauer, aber sie verursachen auch weniger drastische Veränderungen der Prostatafunktion und sind daher zum Zweck der vorübergehenden Linderung vorzuziehen, falls die spezifische homöopathische Behandlung nicht gewünschten Erfolg bringen konnte und das Konstitutionsmittel noch nicht gefunden wurde.

Was macht hier die Homöopathie?

Die Behandlung von Prostatahypertrophie ist eine Konstitutionsbehandlung, außer wenn eine schwerwiegende akute Verlegung vorliegt.

Die Gabe akuter spezifischer Arzneimittel täglich für die Dauer von vier bis fünf Tagen in einer mittleren Potenzhöhe reicht gewöhnlich aus, um eine Episode von Harnverhalt zu beseitigen.

Wenn Symptome einer schwerwiegenden Behinderung vorliegen, ist es unklug, ein Arzneimittel nach dem andern auszuprobieren, während sich die Situation verschlimmert. Der Homöopath sollte hier den Versuch der akuten Behandlung auf 24 Stunden begrenzen. Wenn bis dahin keine Besserung eingetreten ist, sollte der Patient einen Urologen aufsuchen.

Welche Hilfe gibt die Naturheilkunde?

Es gibt zwei sehr gute Kräuterpräparate, die vermutlich ebenso gut wirken wie die schulmedizinischen Medikamente: Sägepalmen-Extrakt (Sabal serrulata) und Pygeum-Extrakt. Diese Kräuter sind in Reformhäusern erhältlich und lindern meist die Symptome, während man mit der homöopathischen Behandlung beginnt.

Die massnahmen der Schulmedizin

Die Einnahme von Alpha-Adrenergen-Medikamenten (Cardular oder Proscar) stört die homöopathische Konstitutionsbehandlung nicht sehr. Wenn pflanzliche Präparate dem Patienten nicht helfen, kann der Homöopath die Anwendung dieser Medikamente gestatten, während er den Fall sorgfältig auf das korrekte Konstitutionsmittel hin untersucht.

Ein Blick in die „Werkstatt“

Hier folgt das Beispiel von zwei homöopathischen Mitteln aus einer großen Anzahl in Frage kommender Arzneien zur Behandlung einer Prostataerkrankung. Die Mittel wirken lindernd oder gesundheitsfördernd, wenn der Patient genau diese Symptome entwickelt, die ein Spiegelbild der spezifischen Symptomatik der passenden Arznei ist.

Chimaphila

Hauptindikation: akute Prostatitis, Schwellung und Harnverhalt

Schmerzen: brennende Schmerzen in der Prostata mit ständigem Harndrang

Schlimmer durch Kälte

Schlimmer durch Feuchtigkeit

Schlimmer nach Sitzen auf kalter Bank oder auf kalten Steinen

Schlimmer im Sitzen

Empfindung: Juckreiz in der Harnröhre oder Prostata

Empfindung: Kugel- oder Ballgefühl im Perineum (Dammbereich)

Empfindung: als würde er auf einer Kugel sitzen

Besser: langsames Gehen

weitere Indikationen: Die Blase wird nicht geleert. Der Patient kann nur im Stehen, mit gespreizten Beinen und nach vorn gelehnt, den Harn entleeren.

Nux vomica

Hauptindikation: akute Prostatitis mit starkem Drängen und Pressen, nur vorübergehend gelindert durch Entleerung einiger Harntropfen

Schmerzen: chronische Prostatitis mit schmerzhaften Spasmen infolge Ejakulation

Schlimmer: infolge Zorn

Schlimmer durch geschäftliche Belastungen

Schlimmer durch den Genuss von Alkohol

weitere Indikationen: Nachtröpfeln nach der Harnentleerung

weitere Indikationen: Absonderung von Prostatasekret nach dem Stuhlgang