Durchfall kann ein eher unbedeutendes Ereignis im Gesundheitszustand eines Patienten sein, kann aber auch ein Zeichen für eine lebensbedrohliche Krankheit sein. Die meisten Fälle akuten Durchfalls lassen sich gut allein mit homöopathischer Behandlung lösen. Viel problematischer sind die chronischen Darmerkrankungen oder Entzündungsprozesse im Darm. Die homöopathische Behandlung kann in solchen Fällen ungeheuer positive Ergebnisse erzielen, selbst wenn sich der Patient bereits einer ausgedehnten konventionellen Behandlung unterzogen hat. Solche Fälle benötigen immer eine Konstitutionsbehandlung.
Behandlung des akuten Durchfalls
Akuter Durchfall ist eine Hauptursache für Todesfälle in der Dritten Welt. Der wichtigste Aspekt der allgemeinen Behandlung des akuten Durchfalls ist die Aufrechterhaltung des Wasser- und Elektrolythaushalts. Labortests sind bei akutem Durchfall selten notwendig – es sei denn, der Patient ist schwerkrank, oder der Zustand ist nach drei Tagen immer noch unverändert. Die klinische Untersuchung ist wichtiger – zu beobachten sind Hinweise auf eine trockene Zunge, schlechter Spannungszustand der Haut, seltene Harnentleerung, übermäßiger Kräfteverfall usw. –, um Warnzeichen für eine ernstere Austrocknung zu erkennen. Anhaltender Durchfall oder unerklärliche Rückfälle während der Behandlung benötigen immer eine ausführliche medizinische Bewertung.
Therapeutische Hinweise für die Behandlung akuten Durchfalls
Was macht hier die Homöopathie?
Das korrekte Arzneimittel zeigt beinahe immer eine Reaktion innerhalb weniger Stunden.
Welche Hilfe gibt die Naturheilkunde?
Hydrierung und Aufrechterhaltung des Elektrolytgleichgewichts lassen sich durch eine einfache Flüssigkeit erreichen, die aus Wasser, Kochsalz und Kaliumchlorid und, wenn möglich, Glukose oder Dextrose besteht.
Mehrfachzucker (Saccharose, Milchzucker, Stärke usw.) verschlimmern den Durchfall und sollten vermieden werden.
Eine Diät aus Bananen, weißem Reis, geriebenem Apfel und Zwieback ist ebenfalls eine wirksame Ergänzung.
In subakuten Fällen von neuerlichem Durchfall, die länger als ein oder zwei Wochen anhalten, besteht Verdacht auf Parasiten, Hefepilze und Amöben. Alle diese Beschwerden reagieren gut auf die passende homöopathische Behandlung.
Einige sanfte Behandlungsmethoden, wenn Verdacht auf Parasiten oder Hefepilze besteht, sind: Grapefruitsamenextrakt; kolloidales Silber; Nystatin-Behandlung.
Für Reisende in Gebiete mit endemischem Durchfall ist die Verwendung von Bismut-Tabletten (z.B. Peptobismol) einer homöopathischen Behandlung oft vorzuziehen. Diese Präparate erzeugen einen Belag im Darm und verhindern die Infektion auf mechanische Weise.
Die massnahmen der Schulmedizin
Die Verwendung von Anti-Durchfall-Wirkstoffen wie Imodium, Loperamid oder Opiaten sollte sich auf Fälle beschränken, in denen der Zustand sehr ernst ist. (Allgemein gesagt, ist der Durchfall selbst eine Heilreaktion auf eine Infektion, die der Körper gleichsam auszuwaschen versucht).
Wenn der Durchfall länger als drei Tage anhält oder besonders schwerwiegend ist, sind weitere Test oder schulmedizinische Untersuchungen erforderlich.
Behandlung chronischen Durchfalls
Es gibt vielerlei Ursachen für chronischen Durchfall – Sprue, Laktose-Unverträglichkeit, empfindliche Reaktionen auf bestimmte Nahrungsmittel, Reizkolon, Dumping-Syndrom usw. Viele dieser Syndrome reagieren auf einfache die Behandlung mittels Regulierung der Ernährung, was man immer versuchen sollte, bevor wir mit der homöopathischen Behandlung beginnen. Wenn die Ursachen nicht ausgeschaltet werden, werden wir unnötige Fehlschläge hinnehmen müssen, und die Patienten erleiden unnötige Kosten. Laktose-Unverträglichkeit zum Beispiel reagiert in vielen Fällen nicht auf homöopathische Behandlung, aber bessert sich drastisch durch Verzicht auf Milchprodukte.
Viele Patienten mit chronischem Durchfall kommen mit einer Diagnose auf eine chronische Infektion des Verdauungstrakts durch Amöben, Hefepilze oder andere Parasiten, die auf spärlichem Beweismaterial beruht. Es ist in der Regel nutzlos, die Diagnose anzuzweifeln, die nahezu Teil der Weltanschauung des Patienten geworden ist. Darüber hinaus ist die Diagnose für die homöopathische Behandlung wenig relevant (außer zur Ausschlussdiagnose schwerwiegenderer Krankheiten). Oft haben diese Patienten über einen langen Zeitraum hinweg Medikamente gegen Pilzbefall oder Amöben bekommen. In solchen Fällen bittet der Homöopath den Patienten, am besten während der Zeit der homöopathischen Behandlung auf natürlichere oder mildere Mittel umzustellen, welche die Wirkung unserer Arzneimittel nicht beeinträchtigen (siehe naturheilkundliche therapeutische Hinweise).
Ernstere Formen chronischen Durchfalls, generell verursacht durch Entzündungsprozesse im Darm, brauchen eine sorgfältigere Beobachtung. Blutverlust, Ernährungsstörungen und Beschwerden der Leber und der Gelenke als Begleiterscheinungen sind Symptome von Morbus Crohn und Kolitis ulzerosa (geschwürige Dickdarmentzündung). Zwar werden wir immer versuchen, den Patienten mit der homöopathischen Behandlung in den Zustand vollständiger Gesundheit zurückzuführen, aber wenn die Behandlung unwirksam ist, kann der Zustand lebensbedrohlich werden. Außerdem ist die Degeneration zu einem Darmkarzinom eine Langzeitfolge. Aus diesen Gründen sollte parallel zur homöopathischen Behandlung eine fachärztliche Betreuung stattfinden – selbst wenn der Patient gut auf die homöopathische Behandlung reagiert.
Therapeutische Hinweise für die Behandlung chronischen Durchfalls
Was macht hier die Homöopathie?
Die Behandlung ist immer eine Konstitutionsbehandlung, und der seelischen Belastung, die den Zustand ausgelöst hat, sollte man besondere Beachtung schenken.
Was macht hier die Naturheilkunde?
Wichtig ist eine Unterstützung mit Gaben von Zink, Magnesium und Kalium, wenn ein Patient über einen längeren Zeitraum an chronischem Durchfall leidet.
Während des akuten Aufflackerns von Entzündungsprozessen im Darm ist Ruhe eine wichtiger Teil der Behandlung. Dem Patient soll Bettruhe verordnet werden. Auch der Darm braucht Ruhe, die erreicht wird, indem rohe Nahrungsmittel, Gewürze, Milchprodukte, Obst (bes. Zitrusfrüchte) und Weizen aus dem Speiseplan gestrichen werden.
Weiter unterstützende Nahrungsmittel sind: Leinöl (1 Teelöffel 2 x tgl.); Azidophilus (1 Teelöffel tgl.); Algen (1000 mg tgl.).
Die massnahmen der Schulmedizin
Patienten mit Blut im Stuhl sollten nicht ohne die Unterstützung eines Internisten oder Gastroenterologen behandelt werden.
Patienten mit Entzündungsprozessen im Darm sollten sich von ihrem Gastroenterologen oder Internisten weiterhin in regelmäßigen Abständen untersuchen lassen, auch wenn sich ihr Zustand im Verlauf der homöopathischen Behandlung gebessert hat.
Während der Behandlung stellen wir den Patienten zuerst auf eine konventionelle Medikation um, die Symptome in mildem und erträglichem Grad zulässt, um den Zustand verfolgen zu können und um die Beeinträchtigung des Arzneimittels so gering wie möglich zu halten.
Hierarchie der konventionellen Medikamente für Entzündungsprozesse im Darm
(in absteigender Reihenfolge von „weniger belastend“ hin zu „sehr belastend“)
1) Gelegentliche Einnahme von Imodium oder Loperamid
2) Mesalazin-haltige Medikamente
3) Sulfasalizin, Asocolitin, Claversal, Asulfidine
4) Kortisoneinläufe
5) Systemische Kortisone
6) Zytostatika, wie Methotrexat oder 6-Mercaptopurin
Ein Blick in die „Werkstatt“
Hier folgt das Beispiel eines der homöopathischen Mittel zur Beseitigung von Abszessen. Es wirkt erfogreich, wenn der Patient genau diese Symptome als Krankheit entwickelt, die ein Spiegelbild der spezifischen Symptomatik der passenden Arznei ist.
Phosphorus
Klinische Indikation: Gastroenteritis, Kolitis
Besonderheit: Selbst geringe Mengen unzuträglicher Nahrungsmittel verursachen Durchfall.
Schlimmer gegen 5 Uhr
Schlimmer in Linksseitenlage
Schlimmer in der Schwangerschaft
Schlimmer während Frostschauer
Schlimmer durch Gewürze
Schlimmer durch warme Speisen
Besser durch Schlaf
Besser durch kalte Getränke oder Speisen
Besser durch den Verzehr von Speiseeis
Besser durch Kaffee
Besonderheit: in der Regel schmerzloser, aber erschöpfender Durchfall
Weitere Besonderheit: unbehagliches Empfinden im Rektum, als würde es offenstehen, und als sei das Rektum locker
Stuhl mit hellrotem Blut
Stuhl: Reiswasserstuhl, „wie ein Hydrant”
Stuhl: wässrig, mit weißen Schleimklumpen
Podophyllum
Klinische Indikation: Enteritis, Kolitis
Besonderheit: wässriger, reichlicher, explosionsartiger Durchfall mit viel Windabgang und Herausspritzen. Verschmutzt das gesamte Toilettenbecken (sogar das Gesäß), wenn der Stuhl geräuschvoll entleert wird.
Schlimmer morgens, besonders von 4 Uhr bis 5 Uhr
Schlimmer vormittags
Schlimmer abends
Schlimmer durch Hitze oder heißes Wetter
Schlimmer nach Trinken oder Essen
Schlimmer durch Baden
Schlimmer durch Bewegung
Schlimmer durch den Verzehr von Weißkohl
Schlimmer durch den Genuss von Apfelwein
Schlimmer durch den Verzehr von Buttermilch
Schlimmer durch den Verzehr von Obst
Schlimmer durch den Verzehr von Austern
Besonderheit: Der Patient kann schmerzlosen Stuhlgang haben, aber die Regel sind eher starke Krämpfe. Aufgrund dieser Krämpfe krümmt sich der Patient zusammen. Linderung erfährt er durch Stuhlgang.
Begleitsymptomatik: Unbehagen, wobei der Patient nicht sagen kann, ob er sich übergeben muss oder Stuhlgang haben wird.
Begleitsymptomatik: Ohnmacht, Schwäche, Leeregefühl nach der Stuhlentleerung
Begleitsymptomatik: Kopfschmerzen in Verbindung mit dem Durchfall
Begleitsymptomatik: Rektumprolaps durch Durchfall
Stuhl ist wässrig
Stuhl ist wie Reiswasser
Stuhl ist schaumig
Stuhl ist breiig
Stuhl ist gelb
Stuhl ist übelriechend