Epileptische Krampfanfälle

Die homöopathische Behandlung von epileptischen Krampfanfällen kann, bei korrekter Arzneimittelwahl und gekonnter fachlicher Begleitung des Falles, außerordentlich wirkungsvoll sein. Mit einer so gefährlichen Erkrankung muss natürlich mit extremer Vorsicht umgegangen werden.

Wenn die Krankheit schon langfristig besteht und auf eine Hirnverletzung, einen Hirntumor oder eine Hirnoperation zurückzuführen ist, dient die homöopathische Behandlung oft nur dem Zweck, den Allgemeinzustand des Patienten zu verbessern, nicht die epileptischen Krämpfe selbst zu beseitigen. Außerdem nehmen alle diese Patienten starke konventionelle Medikamente, wenn sie mit der homöopathischen Behandlung beginnen. Eine ziemlich große Anzahl von Patienten, die diese Medikamente einnehmen, scheinen auf homöopathische Arzneimittel nicht zu reagieren, selbst wenn die Verschreibung offensichtlich korrekt ist. Dies liegt teilweise an der Antidotwirkung, aber auch an den schweren Nebenwirkungen der schulmedizinischen antikonvulsivischen Behandlung, die viele nützliche Symptome verschleiert. Die konventionellen Medikamente fügen auch gewichtige Symptome hinzu, die von der ursprünglichen Krankheit schwer zu unterscheiden sind – wie Benebelung, Angst, Ataxie, Schwindel, Tremor usw. Daher reagiert ein relativ hoher Prozentsatz dieser Patienten leider nicht gut auf homöopathische Mittel.

Behandlung

Die erste Frage, die zu klären ist, wenn ein Patient wegen epileptischer Anfälle in unsere Praxis kommt, ist, warum er eine homöopathische Behandlung in Erwägung zieht. Wenn die Krankheit mit schulmedizinischen Medikamenten recht gut beherrscht wird und der Patient keine Nebenwirkungen durch die Medikamente erlebt, ist es oft besser zu empfehlen, dass er bei der gegenwärtigen Behandlung bleibt, anstatt auf eine homöopathische Behandlung umzusteigen. Doch auch wenn die konventionelle Behandlung der Epilepsie erfolgreich ist, so hat der Patient vielleicht andere schwerwiegende gesundheitliche Probleme, wegen der er um eine homöopathische Behandlung ersucht. Wenn Patienten ernste Nebenwirkungen durch die schulmedizinischen Medikamente haben, sollte man eine homöopathische Behandlung der epileptischen Krämpfe versuchen. Natürlich beginnt man mit der homöopathischen Behandlung so rasch wie möglich, wenn sich die Krampfanfälle nur ungenügend auf konventionelle Weise beherrschen lassen.

Gelegentlich kommen Patienten (oder erkrankte Kinder werden von ihren Eltern gebracht) wegen epileptischer Anfälle in die homöopathische Praxis, ohne bei einem Neurologen in Behandlung zu sein und auch ohne konventionelle Medikamente einzunehmen. Hier ist man natürlich versucht, sogleich die homöopathische Behandlung zu beginnen, bevor der Patient die Einnahme schulmedizinisch verordneter Medikamente begonnen hat. Diese Vorgehensweise ist nicht zu empfehlen. Es besteht ja die Möglichkeit eines plötzlichen und unerwarteten Todesfalles als Folge eines Krampfanfalls! Wenn die Eltern einen Neurologen zu Rate ziehen und dieser die Auffassung vertritt, dass keine dringende Notwendigkeit für die Einnahme von Medikamenten besteht, so kann der Homöopath mit der Behandlung beginnen. Auch im Falle, dass die konventionelle Behandlung vollkommen wirkungslos ist, kann der Homöopath mit Zustimmung des Neurologen mit der homöopathischen Behandlung beginnen, während der Patient gleichzeitig von der Einnahme konventioneller Medizin absieht.

Normalerweise lässt man Patienten, die wegen epileptischen Anfällen behandelt werden, über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten nach Beginn der homöopathischen Behandlung weiterhin die konventionellen Medikamente einnehmen. In dieser Zeit wird die Wirkung des homöopathischen Arzneimittels anhand des Allgemein- und Gemütszustands bewertet. Wenn das Arzneimittel nach sechs Monaten gut zu wirken scheint, sollte ein EEG wiederholt werden. Wenn das EEG eine deutliche Besserung zeigt oder besonders, wenn bei der Untersuchung kein Krampfzentrum festzustellen ist, so können die schulmedizinischen Medikamente, nach Rücksprache mit dem Neurologen, allmählich oder auch sofort abgesetzt werden. Wenn sich eine deutliche Besserung des Allgemein- und Gemütszustands zeigt, aber das EEG weitgehend unverändert ist, sollten die schulmedizinischen Medikamente für weitere sechs Monate eingenommen werden, bevor man die Untersuchung wiederholt. Wenn eine deutliche Besserung des Allgemein- und Gemütszustandes eingetreten ist, sollte man das homöopathische Arzneimittel nicht zugunsten eines anderen Mittels wechseln, selbst wenn sich die EEG-Ergebnisse nicht bessern. Eine solche Besserung kann möglicherweise auch erst zwei bis drei Jahre nach Beginn der homöopathischen Behandlung eintreten.

Therapeutische Hinweise für die Behandlung von Epilepsie

Was macht hier die Homöopathie?

Krampfanfälle können als Erstreaktion (im Sinne einer Reaktion auf die gut gewählte Arznei) nach dem korrekten homöopathischen Arzneimittel auftreten. Obgleich dies viel seltener vorkommt, als man erwarten könnte, ist es dennoch ratsam, dem Patienten zu empfehlen, in der ersten Woche der Behandlung nicht Auto zu fahren und eine Begleitperson in erreichbarer Nähe zu haben.

Eine andere Art der Erstreaktion ist das Einsetzen von hohem Fieber – über 39ºC. Bei einer derartigen Reaktion sollte der Patient unter keinen Umständen fiebersenkende Medikamente oder andere homöopathische Mittel bekommen.

Die massnahmen der Schulmedizin

Die Wahl der Krampf hemmenden konventionellen Medikamente sollte natürlichen dem Neurologen überlassen werden, aber wenn alle Faktoren gleich sind, so gibt es mehr oder auch weniger stark störende Medikamente. Von den schulmedizinischen Antikonvulsiva ist Phenobarbital dasjenige, das die Wirkung homöopathischer Arzneimittel am wenigsten beeinträchtigt. Benzodiazepine, Mysolin und Phenytoin vertragen sich ebenfalls in der Regel eher mit der homöopathischen Behandlung. Tegretal und Valproinsäure sind etwas problematischer, doch vielen Patienten, die diese Medikamente nehmen, kann man dennoch homöopathisch helfen.

Ein Blick in die „Werkstatt“

Hier folgt das Beispiel von zwei homöopathischen Hauptmitteln aus einer Reihe in Frage kommender Arzneien zur Behandlung der Beschwerden bei epileptischen Krampfanfällen. Die Mittel wirken lindernd oder gar so, dass die Gesundheit wiederhergestellt wird, wenn der Patient genau diese Symptome entwickelt, die ein Spiegelbild der spezifischen Symptomatik der passenden Arznei ist.

Artemisia vulgaris

Hauptindikation: Petit Mal; tonische und klonische Konvulsionen; Eklampsie

Schlimmer bei Kindern

Schlimmer während der Menarche

Schlimmer durch Schreck; durch Kummer

Schlimmer nach Kopfverletzung

Schlimmer durch Lichtreize

Aura: Der Patient zeigt sich reizbar oder erregt.

Aura: Empfindungen werden im Epigastrium registriert.

Krampfanfall: sehr häufige Petit Mal-Episoden

Krampfanfall: anfallsartiges Starren

Krampfanfall: einseitige Konvulsionen (besonders rechtsseitig); die andere ist Seite gelähmt.

Schlimmer morgens

Schlimmer bei Mädchen in der Pubertät

Schlimmer nach Verletzungen

Begleitsymptomatik: übelriechender oder nach Knoblauch riechender Schweiß während des Krampfanfalls

Begleitsymptomatik: Samenergüsse während Konvulsionen

Dem Anfall Folgt: Verwirrung

Dem Anfall Folgt: tiefer Schlaf

Bufo

Hauptindikation: tonische und klonische Konvulsionen

Schlimmer bei geistig zurückgebliebenen Kindern

Schlimmer durch Koitus

Schlimmer infolge Masturbation

Schlimmer durch sexuelle Erregung

Schlimmer durch Schwitzen

Schlimmer durch Zorn

Schlimmer mit Hauteiterung

weitere Indikationen: Epileptische Krampfanfälle bei einem Kind, dessen Mutter während der Schwangerschaft einen Schock erlebt hat oder während der Schwangerschaft extrem wütend geworden ist

Aura: Ruhelosigkeit und Rucken in den Gliedmaßen und im Halsbereich

Aura: erweiterte Pupillen

Aura: Der Mund ist weit geöffnet.

Beim Krampfanfall: Zähneknirschen

Beim Krampfanfall: Schaum vor dem Mund

Beim Krampfanfall: Beißt sich auf die Zunge.

Beim Krampfanfall: unfreiwillige Harnentleerung

Beim Krampfanfall: intensives Schwitzen während der epileptischen Krampfanfälle

Gemüt: Geistestrübung

Gemüt: grob

Gemüt: frühreife oder zwanghafte Sexualität