Ekzem

Eigentlich ist es homöopathisch gesehen falsch, oberflächliche Hautsymptome zur Grundlage einer homöopathischen Verschreibung zu machen. Zwar gehören die Charakteristika von Hautausschlägen zu den Symptomen, die für die homöopathische Verordnung am wenigsten zuverlässig sind. Dennoch sind es gerade diese Charakteristika, die Aufschluss über das korrekte Konstitutionsmittel geben können, welches in den meisten Fällen eines Hautekzems aufzufinden ist.

Die meisten Patienten mit Hautkrankheiten haben mehrere Jahre schulmedizinischer Behandlung hinter sich, bevor sie in die homöopathische Behandlung kommen. Die Mehrzahl der Patienten kommt, weil die konventionelle Behandlung, die sie gegenwärtig erhalten, nicht in der Lage ist, ihre Symptome länger zu unterdrücken. In solchen Fällen sind die Charakteristika der Hautkrankheiten so stark verändert, dass sie von fragwürdigem Wert für die homöopathische Arzneimittelfindung sind. Darüber hinaus ist jede Behandlung zu einem solchen Zeitpunkt etwas riskant, insofern als der Patient einem Pulverfass vergleichbar ist, das nur auf den Funken eines homöopathischen Arzneimittels wartet, um die Hautsymptome, oft in heftiger Form, wieder zum Ausbruch zu bringen, nachdem die Symptomatik oft jahrelang durch schulmedizinische Maßnahmen unterdrückt wurde. In früheren Zeiten hatten es die Homöopathen da leichter, weil die Symptome weniger erfolgreich unterdrückt waren.

Behandlung

In der großen Mehrzahl der Fälle mit Ekzem (und auch Psoriasis) werden zumindest örtlich Kortison-Präparate eingesetzt. Akne-Patienten bekommen oft Retinoide, lokal applizierte oder systemische Antibiotika oder Accutane. Die Liste der Medikamente ist endlos.

Es gibt zwei grundsätzliche Ansätze zur Behandlung eines Patienten, der schulmedizinische Medikamente gegen Hautkrankheiten einnimmt:

Strategie 1 ist es, den Patienten zu bitten, die konventionelle Behandlung vollständig abzusetzen und drei oder vier Wochen später wieder in die Praxis zu kommen, damit der Homöopath das wahre Ausmaß und die Art der Hautkrankheit beurteilen kann. Es ist in einem solchen Fall zu erwarten, dass die Symptome erneut ausbrechen. Diese Vorgehensweise lässt sich so begründen, dass der Patient sich des vollen Ausmaßes seiner Erkrankung bewusst wird. Während der Zeit der Erstverschlimmerung nach dem korrekten homöopathischen Arzneimittel und während der dann folgenden Genesungszeit bringt der Patient dann mehr Geduld auf, was ja oft bei einer Langzeiterkrankungen der Haut nötig ist. Eine zweite Begründung für diese Vorgehensweise ist, dass der Homöopath mehr Informationen über die wahren, nun nicht mehr unterdrückten Symptome erhält und sich somit ein klareres Arzneimittelbild darstellen lässt. Die Hauptschwierigkeit bei dieser Strategie ist es, dass viele Patienten das volle Ausmaß ihrer Symptome nicht ertragen können. Wenn der Patient sich bereit gefunden hat, in einer Weise mitzumachen, dass sich das vollständige Symptombild entwickeln kann, gibt er die homöopathische Behandlung womöglich dennoch vorzeitig auf.

Strategie 2 ist es, dem Patienten zu erlauben, die konventionelle Behandlung weiterzuführen, während der Homöopath mit der Behandlung beginnt. Diese Vorgehensweise ist natürlich schwieriger, weil die tatsächliche Symptomatik des Patienten infolge der fortwährenden Symptomunterdrückung verschleiert und verfälscht wird, was die homöopathische Arbeit und damit die Aussicht auf eine Wiederherstellung der Gesundheit erheblich erschwert.

…zum Ekzem

Ein Hautekzem kann eine der größten Herausforderungen in der homöopathischen Alltagspraxis darstellen. Ein Ekzem, das sich später im Leben entwickelt, hat in der Regel eine günstigere Prognose als ein Ekzem, das bereits im ersten Lebensjahr auftritt. Bei einem Ekzem, das in der frühen Kindheit begonnen hat, muss der Homöopath hinsichtlich einer Prognose auf eine mögliche Wiederherstellung der Gesundheit leider zurückhaltend sein. Einem Ekzem, das über viele Jahre hinweg unterdrückt wurde, nähert man sich therapeutisch am besten mit großem Respekt und Vorsicht.

Die oft zitierte Faustregel, dass die Wiederherstellung des Gesundheitszustands für jedes Lebensjahr, in dem die Krankheit bestanden hat, einen Monat braucht, trifft nur auf ein Ekzem zu, das später im Leben aufgetreten ist. Bei einem Kleinkind, bei dem das Ekzem nur zwei oder drei Jahre bestanden hat, kann die Wiederherstellung des Gesundheitszustands mit Sicherheit länger brauchen als bloß zwei oder drei Monate! Man kann bei einem Ekzem-Patienten nie den Zeitpunkt der Wiederherstellung der Gesundheit voraussagen.

Die Zeitdauer, während der die Symptome aufflackern, ist ebenfalls unterschiedlich, und zwar aufgrund verschiedener Faktoren: das Ausmaß der schulmedizinischen Unterdrückung; ob tiefere gesundheitliche Probleme vorliegen; die Familienanamnese mit etwaigen ererbten Belastungen.

Behandlung

Der Hauptgrundsatz bei der Behandlung eines Ekzems lautet, es dem Patienten zu ermöglichen, seine Beschwerde mit so geringem Leiden wie möglich zu bewältigen. Darum versuchen wir, lang anhaltende Verschlimmerungen zu vermeiden, besonders da viele Patienten die Behandlung während schwerer Verschlimmerungen abbrechen. Der erste Schritt zur Vermeidung solcher Katastrophen ist es zu erkennen, wann eine Verschlimmerung voraussichtlich eintritt, und in solchen Fällen Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Die wichtigsten Warnzeichen für Kandidaten für schwere Verschlimmerungen sind:

• ein Ekzem, das in der frühen Kindheit oder im Säuglingsalter begonnen hat.

• ein Ekzem in Verbindung mit tiefer gehenden Erkrankungen, wie etwa ein chronisches oder schweres Asthma, eine Kolitis ulcerosa, neurologische Krankheiten oder schwerwiegende Gemütserkrankungen.

• Patienten, deren Beschwerden mit Kortisonsalbe kaum beherrscht werden können oder die über Jahre hinweg systemische Kortisone gebraucht haben.

• Emotional sehr beherrschte oder emotional unterdrückte Patienten

Verbreitetes Auftreten von Ekzem in der Familienanamnese

Die erste Aufgabe des Homöopathen bei der Behandlung von Ekzemfällen ist es, den Patienten bezüglich der Anwendung von Kortison aufzuklären. Es ist unwahrscheinlich, dass wir eine Wirkung bei Fällen erzielen können, in denen oral systemische Kortisone eingenommen werden. Die äußerliche Anwendung von Kortisonen ist häufig kein unmittelbares Hindernis für die Wirkung des Arzneimittels. Wenn irgend möglich, sollte der Patient mehrere Wochen vor Beginn der homöopathischen Behandlung (nicht gleichzeitig) auf örtlich angewandte Kortisone umstellen. Die Fortführung dieser schulmedizinischen Behandlung ist dadurch gerechtfertigt, dass die Symptome auf einer relativ erträglichen Ebene gehalten werden, ohne die Wirkung des homöopathischen Arzneimittels aufzuheben. Sobald das Arzneimittel zu wirken beginnt und eine Besserung eintritt, kann man die kortisonhaltigen Medikamente so schnell absetzen, wie es für den Patienten erträglich ist. Nur wenn die maximale äußerliche Anwendung von Kortison keinen erträglichen Zustand schaffen kann, muss sich der Homöopath überlegen, ob es sinnvoll ist, den Patienten während der Einnahme systemischer Kortisonpräparate homöopathisch zu behandeln.

Therapeutische Hinweise für die Behandlung des Ekzems

Welche Hilfe gibt die Naturheilkunde?

Die wichtigste ergänzende Behandlung ist die Diät. Bei Ekzem-Patienten tritt durch bestimmte Nahrungsmittel oft eine deutliche Verschlimmerung auf. Am häufigsten sind Reaktionen auf Weizen, Milchprodukte, Eier und Sojaprodukte. Die Ausschaltung von Nahrungsmittelzusätzen, raffiniertem Zucker und zu starken Gewürzen sind ebenfalls in Betracht zu ziehen. Am besten beginnt man das Diätprogramm mit dem Absetzen von Weizen und Milchprodukten über einen Zeitraum von sechs Wochen. Blutuntersuchungen auf Nahrungsmittelallergien können mögliche Reizstoffe identifizieren.

Feuchtigkeitscremes können eine hilfreiche Ergänzung sein. Calendula-Salbe kann die Haut beruhigen und Infektionen verhüten. Alkoholhaltige Lotionen werden am besten vermieden, weil sie die Haut austrocknen.

Salben auf Petroleum-/Mineralöl-Basis können in Ekzemfällen ebenfalls problematisch sein, weil sie den Luftaustausch verhindern und lokale Prüfungen der Substanz Petroleum verursachen – d.h. rissige Haut. Wenn jedoch rissige Haut das Hauptproblem ist, dann werden Petroleumprodukte eher helfen (da sie in einem derartigen Falle dem Ähnlichkeitsgesetz der Homöopathie folgend wirken).

Essentielle Fettsäuren können in Ekzemfällen nützlich sein; besonders empfehlenswert ist Leinöl (1 Teelöffel 2 x tägl.).

Vitamin A kann wirkungsvoll sein (15.000 bis 20.000 Einheiten täglich). Auch Vitamin B-Komplex-Präparate (50 mg tägl.) und Zink (50 mg tägl.) sind empfehlenswerte Zusätze.

Die massnahmen der Schulmedizin

Systemische Kortisone sollten nicht abrupt abgesetzt werden, sondern vorzugsweise schrittweise, indem man die Dosis wöchentlich um 20% herabsetzt. Wenn während des Entzugs eine Verschlimmerung im Sinne eines Erholungsprozesses eintritt, ist die Rückkehr zur vorhergehenden Dosis für die Dauer einer weiteren Periode gerechtfertigt.

Während des allmählichen Ausschleichens örtlich angewandter Kortisone empfiehlt es sich, zunehmend schwächere Salben zu verwenden: von systemischem Kortison wechselt man zu 2%igem Hydrokortison, dann zu 1%igem Hydrokortison, schließlich zu 1/2%igem Hydrokortison.

Die Verwendung von Antihistaminen zur Linderung des Juckreizes, besonders nachts, ist ebenfalls eine akzeptable Alternative, wenn der Patient sehr beeinträchtigende Symptome hat.

Ein Blick in die „Werkstatt“

Hier folgt das Beispiel eines homöopathischen Mittels (von vielen Mitteln) zur Behandlung von Hautekzemen. Es stellt die Gesundheit wieder her, wenn der Patient genau diese Symptome als Krankheit entwickelt, die ein Spiegelbild der spezifischen Symptomatik der passenden Arznei ist.

Petroleum

Hauptindikation: Das Ekzem ist beinahe immer trocken – so trocken, dass es beinahe wehtut. Manchmal ist der Patient daher gezwungen, die trockenen Hautpartien in Wasser zu einzuweichen.

weitere Indikationen: es ist ein Mittel für Patienten, die mit den Händen arbeiten und Chemikalien wie Teer, Pech oder Öle verwenden (z.B. Schreiner, Zimmerleute, Friseure)

weitere Indikationen: Der Patient kratzt, bis es blutet; dann stellt sich eine Kälteempfindung in der rohen Stelle ein.

weitere Indikationen: ungesunde Haut

weitere Indikationen: schwärende Wunden

Schlimmer im Winter

Schlimmer bei kaltem Wetter

Äussere Erscheinung: Kleine Blasen brechen auf, und es bilden sich Krusten

Äussere Erscheinung: verdickte und rissige Haut

Äussere Erscheinung: Die Haut sieht schmutzig aus – ganz gleich, wie häufig sich der Patient wäscht.

Ort: Betroffen sind vor allem Hände und Fingerspitzen

Ort: Betroffen sind vor allem Hautfalten und Winkel

Ort: Betroffen sind vor allem die Brustwarzen

Ort: Betroffen ist vor allem die Leistengegend