Fieber

Früher waren Infektionskrankheiten die häufigste Todesursache, und daher schenkte der Arzt ihnen seine volle Aufmerksamkeit. Jede fieberhafte Erkrankung wurde in eine Hitzephase, eine Schüttelfrostphase und eine Schweißphase (mit Fieberabfall) unterteilt. Alle Einzelheiten der Krankheit wurden aufs genaueste betrachtet – die Zeit des Fiebers, das Muster der Frostschauer, Hitze und Schweiß, Begleiterscheinungen und Begleitsymptome, Faktoren der Verschlimmerung und Besserung. Diese detaillierten Betrachtungen waren bei Homöopathen sogar noch ausgeprägter, da sie die Informationen sowohl für die Diagnose als auch zur Verschreibung verwenden konnten. Heutzutage verschleiert der beinahe universelle Einsatz von fiebersenkenden Mitteln das natürliche Krankheitsmuster des Fiebers.

Behandlung

Natürlich beschäftigt den Homöopathen in jedem Falle die zugrundeliegende Ursache für das Fieber. Bei leichteren akuten Krankheiten – Grippe, Erkrankungen der oberen Atemwege, Rachenentzündung usw. – ist das Fieber oft ein bedeutsamer Aspekt der Beschwerde.

Eine der größten Herausforderungen bei der homöopathischen Behandlung fieberhafter Erkrankungen ist der Umgang mit den Ängsten und Gewohnheiten der Patienten oder deren Eltern, die meinen, dass bei jedem Fieber zumindest ein fiebersenkendes Medikament gegeben werden sollte. Der Homöopath, den diese Ängste unter Druck setzen, erliegt leicht der Versuchung, bei jedem einsetzenden Fieber Aconitum oder Ferrum phosphoricum zu geben. Diese Arzneimittel werden manchmal das Fieber abkürzen und somit bedauerlicherweise den Verlauf der Krankheit verlängern oder die Symptomatik für ein besseres Arzneimittelbild im späteren Krankheitsstadium verschleiern. Sogar schulmedizinische Studien haben bestätigt, dass die Behandlung von Fieber widersinnig ist.

Für eine genaue und korrekte homöopathische Verschreibung braucht es klare Symptome. Das bedeutet, dass man die Entwicklung eines Fiebers zusammen mit den Begleitsymptomen zulassen muss, bis ein deutliches Arzneimittelbild zum Vorschein kommt. Bei Patienten, bei denen es nie zu Fieberkrämpfen gekommen ist, kann man einen Fieberanstieg auf 39º oder 40º C zulassen, wenn es der Patient erträgt und sich nicht sehr „krank” fühlt. Andererseits wird, wenn der Patient viele andere Symptome hat – allgemeine Schmerzen, Kopfschmerzen, Kräfteverfall usw. – das homöopathische Arzneimittel wahrscheinlich in aller Klarheit hervortreten. Wenn der Patient hohes Fieber, jedoch keinerlei andere Symptome hat, ist dann wirklich keine Behandlung nötig.

Welche Hilfe gibt die Naturheilkunde?

Ein großer Prozentsatz von leichterem Fieber und Infektionskrankheiten sollte keine homöopathische Behandlung bekommen, insbesondere dann nicht, wenn der Patient sich in einer homöopathischen Konstitutionsbehandlung befindet.

Es gibt andere Alternativen zur Behandlung der Krankheit. Besonders nützlich sind: Echinacea-Urtinktur (10 Tropfen in Wasser, Saft oder Tee 3 x tägl.); Vitamin C (250 bis 1000 mg 3 x tägl.); Zink-Tabletten; Knoblauch-Kapseln. Die Einnahme homöopathischer Arzneimittel sollte Zeiten echter Not vorbehalten bleiben. Der Patient sollte aber gerne immer wieder anzurufen, wenn es ihm schlechter geht.

Angemessene Flüssigkeitszufuhr ist ein wesentlicher Teil der Behandlung bei jedem Fieber.

Waschungen helfen manchen Patienten, aber Übereifer ist hier nicht angebracht. Das Wasser sollte warm sein, nicht kalt. Wenn der Patient infolge des Bads friert, erfolgt als Reaktion ein Temperaturanstieg.

Die massnahmen der Schulmedizin

Der Einsatz rezeptfrei erhältlicher fiebersenkender Medikamente kann für die homöopathische Behandlung leider nützliche Symptome verschleiern. Darüber hinaus kann die künstliche Senkung des Fiebers den Krankheitsverlauf verlängern.

Aspirin sollte niemals Kindern mit Fieber gegeben werden, weil die Gefahr besteht, dass sich eine akute Gehirnerkrankung (Reye-Syndrom) entwickelt.

Jedes Fieber, das länger als zwei Tage besteht, bedarf einer körperlichen Untersuchung.

Fieber bis zu 40º C ist nicht gefährlich, außer bei bestimmten Patienten – älteren Personen oder sehr kleinen Kindern, Patienten mit schwerwiegender Krankheit und Immunschwäche (z.B. Krebs) und bei Patienten mit Fieberkrämpfen in der Vorgeschichte.

Jedes Fieber bei Neugeborenen (bis zu sechs Wochen) ist ein ernstes Symptom, das von einem Kinderarzt untersucht werden muss.

Ein Blick in die „Werkstatt“

Hier folgt das Beispiel einiger der homöopathischen Hauptmittel aus der Vielzahl in Frage kommender Arzneien zur Linderung und Beseitigung der Beschwerden bei Fieber. Sie wirken erfolgreich, wenn der Patient genau diese Symptome entwickelt, die ein Spiegelbild der spezifischen Symptomatik der passenden Arznei ist.

Gelsemium

Hauptindikation: Fieber mit hochgradiger Schwäche und Zittrigkeit

Schüttelfrost: besonders nachmittags

Schüttelfrost: auch morgens und abends

Schüttelfrost: Die Frostschauer laufen den Rücken hinauf und herunter.

Schüttelfrost: Der Frost beginnt in Händen und Füßen.

Auslöser bzw. schlimmer: infolge Schreck oder Erregung

Schlimmer im Frühling oder Sommer

Hitze: Hitze im Wechsel mit Frost

Hitze: lang anhaltende Hitze ohne Frost

Fieber besonders am Nachmittag

Fieber im Sommer; bei warmem Wetter

Fieberart: Typhus

Fieberart: bei Scharlach

Fieberart: mit Exanthem

Fieberart: bei Grippe

Fieberart: bei Entzündungen

Begleitsymptomatik: Schläfrigkeit und Schwäche während des Fiebers

Allgemein: grauenhaftes Schaudern im Froststadium; der Patient will gehalten werden.

Durst: kein Durst während des Fiebers

Schmerzen: Kopfschmerzen im Hinterkopf, sie strahlen oft in die Stirn aus.

weitere Indikationen: gerötetes Gesicht; dunkelrote oder tiefrote Verfärbung

weitere Indikationen: Die Lider sind schwer und hängen herab, der Patient kann nur mit Mühe die Augen offenhalten.

Begleitsymptomatik: verschwommenes Sehen oder sogar Doppeltsehen während des Fiebers

Begleitsymptomatik: kontrahierte Pupillen während des Fiebers

Begleitsymptomatik: unfreiwillige Stuhlentleerung während des Fiebers

Begleitsymptomatik: unfreiwillige Harnentleerung vor dem Frost oder während des Fiebers

weitere Indikationen: Empfindung von Schwere der Glieder während Fieber

Begleitsymptomatik: Gliederzittern im Froststadium oder während des Fiebers

Gemüt: Beschwerden durch Schreck oder angesichts einer Herausforderung (z.B. Prüfung, Vorstellungsgespräch, Konfrontation anderer Menschen)

Gemüt: Geistestrübung oder sogar Stupor während des Fiebers

Belladonna

Hauptindikation: plötzlich intensives Fieber und Entzündung, aber keine Eiterbildung

Schüttelfrost: nachmittags, gegen 15.00 Uhr

Schüttelfrost: beginnt in den Armen; beginnt im Unterbauch

Schüttelfrost: beim Aufstehen oder Abdecken

Schüttelfrost: Frost, gefolgt von Hitze mit Schweiß

Hitze: trockene, glühende Hitze ohne Froststadium

Hitze: lang anhaltende Hitze mit kurzem Froststadium

Hitze: Hitze und starke Schweißausbrüche

Hitze: einseitige Hitze, besonders rechtsseitig

Fieber: nachmittags, vor allem gegen 15 Uhr

Fieber: nachts

Fieber: Fieber im Wechsel mit Frostschauern

Fieberart: mit Exanthem

Fieberart: bei Scharlach

Fieberart: bei Grippe

Fieberart: bei Mittelohrentzündung

Fieberart: bei Streptokokken-Angina

Fieberart: bei Nierenbeckenentzündung

Fieberart: bei Lungenentzündung

Allgemein: Verschlimmerung gegen 15 Uhr

weitere Indikationen: Gesicht und Körper sind glühend heiß; Hände und Füße sind dagegen eiskalt.

weitere Indikationen: rechtsseitige Symptome

Nahrungsmittelverlangen: Gelüste auf Limonade

Durst: durstlos

Schwitzen: Der Patient schwitzt nur an bedeckten Körperteilen.

weitere Indikationen: erweiterte Venen

Begleitsymptomatik: Wallungen, pochender Puls während Fieber

Begleitsymptomatik: Zuckungen im Gesicht oder Körper während Fieber

Begleitsymptomatik: Fieberkrämpfe

Schmerzen: pochende, berstende Kopfschmerzen, oft rechtsseitig, während Hitze

Begleitsymptomatik: gerötetes heißes Gesicht während Fieber

Begleitsymptomatik: Die Pupillen sind während des Fiebers deutlich erweitert.

Begleitsymptomatik: Schielen während Fieber

Begleitsymptomatik: Die Augen sehen während des Fiebers glänzend oder glasig aus

weitere Indikationen: Lichtempfindlichkeit im Froststadium oder Hitzestadium

Begleitsymptomatik: unterdrückte Harnausscheidung während Fieber

Gemüt: Delirium und Halluzinationen; verfällt leicht ins Delirium. Erregung. Gewalttätigkeit und Zorn im Delirium. Betäubung und Koma

Nux vomica

Hauptindikation: Fieber mit heftigen Symptomen bei Hitze und im Froststadium

Schüttelfrost: ungeheure Frostschauer und Schüttelfrost durch die geringste Bewegung, selbst wenn der Patient gut zugedeckt ist

Schüttelfrost: ungeheure Frostschauer und Schüttelfrost, wenn man sich abdeckt

Schüttelfrost: unglaubliche Frostschauer und Schüttelfrost, welche nur gelindert werden durch ein kochendheißes Bad, das Hitze und Schwitzen auslöst; dann kehrt das Frostgefühl wieder.

Schlimmer beim Entblößen, sogar nur einer Hand

Schlimmer beim Umdrehen im Bett

Schlimmer durch Zugluft

Schlimmer durch frische Luft

Schlimmer durch Trinken

Schlimmer bei Bewegung

Schlimmer infolge Zorn

Besser durch bewegungsloses Liegen; nicht gebessert durch einfaches warmes Zudecken

Intervalle: verfrühtes Schüttelfroststadium

Schüttelfrost: einseitige Frostschauer

Schüttelfrost: Frostgefühl beginnt in den Händen, Füßen und im Rücken.

Hitze: glühende Hitze

Hitze: lang anhaltende Hitze

Hitze: trockene Hitze nachts im Bett

Hitze: Hitze im Wechsel mit Frostschauern

Hitze: Ruhelosigkeit während der Hitze, aber der Patient deckt sich ab; kalte Getränke oder sogar schon die geringste Bewegung lösen Frostgefühl und Schüttelfrost aus.

Hitze: einseitige Hitze

Hitze: rechtsseitige Hitze

Fieber: hohes Fieber, besonders abends

Fieber: besonders gegen 18 Uhr

Fieber: nachts

Fieber: verfrühtes Fieber

Schlimmer an der frischen Luft

Schlimmer beim Gehen im Freien

Schlimmer: nach dem Essen

Reihenfolge: Hitze, gefolgt von tiefem Frostgefühl

Reihenfolge: Frostgefühl, gefolgt von Hitze mit Schwitzen

Reihenfolge: Frostgefühl, gefolgt von Hitze, auf die wiederum Schwitzen folgt

Fieberart: bei Grippe

Fieberart: magenbedingt

Durst: gesteigerter Durst im Froststadium oder während Hitze

Allgemein: Verlangen nach warmen Getränken und gebessert durch warme Getränke

Allgemein: Verlangen nach äußerlich zugeführter Hitze und gebessert durch äußere Hitze

Begleitsymptomatik: Fieberkrämpfe

Begleitsymptomatik: Krämpfe und Spasmen im Körper

Schmerzen: starke Kopfschmerzen im Hinterkopf während des Fiebers

weitere Indikationen: Kopfschmerzen im Froststadium

weitere Indikationen: Summen oder Klingen in den Ohren während Hitze

weitere Indikationen: Ohrenschmerzen im Froststadium

weitere Indikationen: blaues Gesicht im Froststadium

weitere Indikationen: Hitze im Gesicht im Froststadium

Schnupfen: Schnupfen während Fieber

Schmerzen: Magenschmerzen während Hitze

Schmerzen: Milzschmerzen während Hitze

weitere Indikationen: erfolgloser Harndrang im Froststadium

Begleitsymptomatik: Schmerzen im Kehlkopf während Hitze

Husten: trockener Husten während Fieber

weitere Indikationen: Empfindung wie von Einschnürung in der Brust im Froststadium

weitere Indikationen: Kälte im Rücken am Morgen

Schmerzen: Rückenschmerzen während des Fiebers

weitere Indikationen: kalte Hände im Froststadium

weitere Indikationen: blaue Fingernägel im Froststadium

weitere Indikationen: Taubheitsgefühl in den Beinen bzw. im Unterschenkel im Froststadium

weitere Indikationen: Ruhelosigkeit in den Beinen bzw. in den Unterschenkeln im Froststadium

Begleitsymptomatik: Empfindung von Schwere in den Gliedmaßen während Fieber

Schmerzen: Gliederschmerzen, besonders in den Beinen im Froststadium oder während Fieber

Schmerzen: Schmerzen in den Beinen vor dem Froststadium

Schmerzen: Gliederschmerzen durch Abdecken, selbst wenn man während des Fiebers nur eine Hand abdeckt

Gemüt: Die ausgeprägte Reizbarkeit die wir üblicherweise bei Patienten sehen, die dieses Arzneimittel konstitutionell (also ohne akut zu fiebern) benötigen, ist umgekehrt proportional im Vergleich zum Schweregrad des Fiebers und Frostgefühls verringert.

Gemüt: Stöhnen im Fieber und bei den Schmerzen