Polyarthritis (Entzündung mehrerer Gelenke)

Viele Fälle von Polyarthritis können in den Zustand der Gesundheit zurückgeführt werden, besonders wenn sie im Frühstadium behandelt werden, bevor übermäßig viel Unterdrückung durch Maßnahmen der Schulmedizin stattgefunden hat. „Rheumatismus” ist für einen Homöopathen weniger ein Fall mit positivem „Rheumafaktor” als ein Fall von einem Symptombild. Wenn die Schmerzen bei feuchter Witterung schlimmer sind, schlimmer am Morgen und besser durch Hitze oder Bewegung, dann kann man durchaus sagen, dass der Patient an Rheumatismus leidet. Wir Homöopathen setzen dieselben Arzneimittel auch erfolgreich bei Arthritis ein, sogar wenn sie durch andere Bindegewebserkrankungen hervorgerufen wird, wie etwa durch systemischen Lupus oder Sklerodermie.

Bei einem chronischen Zustand wie Polyarthritis sind für den behandelnden Homöopathen zur Auffindung der passenden Arznei die lokalen Krankheitssymptome aus mehreren Gründen unter Umständen nicht hilfreich: Erstens sind die lokalen Symptome durch konventionelle Behandlung verschleiert. Zweitens sind die lokalen Symptome gewöhnlich und unspezifisch. Drittens können die tieferen emotionalen und allgemeinen Aspekte des Falles im Vordergrund stehen und sind daher auch bei der Arzneiwahl vorrangig zu berücksichtigen. Jedes homöopathische Arzneimittel kann Polyarthritis beseitigen – ganz gleich, ob es für rheumatische Symptome bekannt ist oder nicht.

Behandlung

Die homöopathische Behandlung von Polyarthritis ist immer eine Konstitutionsbehandlung. Die Mehrzahl der Patienten, die zum Homöopathen kommen, nehmen bereits konventionelle Medikamente, die:

erstens die körperlichen Symptome verschleiern;

zweitens Nebenwirkungen erzeugen, die mit den ursprünglichen Krankheitssymptomen des Patienten verwechselt werden können.

Drittens schwächen sie die Lebenskraft. Wegen des oft rasch progredienten Verlaufs von Polyarthritis ist es jedoch selten angemessen, die konventionellen Medikamente einfach abzusetzen mit dem Ziel, stattdessen mit der homöopathischen Behandlung zu beginnen. Wenn der Zustand stabil ist und eine milde Verlaufsform nimmt, können wir die konventionellen Medikamente bedenkenlos absetzen. In aggressiveren Fällen von Arthritis ist es klug, dem Patienten zur Einnahme des Medikaments zu raten, das am wenigsten unterdrückende Wirkung hat und ein ernstes Aufflackern der Krankheit verhüten kann. Sobald eine Besserung durch die homöopathische Behandlung einsetzt, kann der Patienten auf weniger aggressive schulmedizinische Medikamente umsteigen und im Einklang mit der Verträglichkeit allmählich völlig absetzen.

Was macht hier die Homöopathie?

Bei Patienten mit beträchtlicher schulmedizinischer Unterdrückung ihrer Symptomatik können die Anfangsergebnisse der homöopathischen Behandlung etwas enttäuschend sein. Wenn der Patient mehr Energie durch die homöopathische Behandlung dazugewonnen hat oder seine konventionellen Schmerzmittel bis zur Folgekonsultation nach vier bis fünf Wochen auch nur mäßig reduzieren kann, ist dies bereits ein zufriedenstellendes Ergebnis.

Welche Hilfe gibt die Naturheilkunde?

Einige Änderungen in der Ernährung können bei der Behandlung von Polyarthritis nützlich sein. Wenn alle Tiereiweiße, einschließlich Milchprodukte, vollkommen gemieden werden, kann dies eine sehr positive Wirkung haben. Auch auf saure Nahrung und Nachtschattengewächse zu verzichten, kann sich als nützlich erweisen. Das Ziel der homöopathischen Behandlung ist es, die Krankheit vollständig zu beseitigen. Diese vorübergehenden Diätmaßnahmen können es dem Patienten ermöglichen, die schulmedizinischen Medikamente zu reduzieren und somit klarer und schneller auf das homöopathische Arzneimittel zu reagieren.

Vitamine und Nährstoffpräparate können einigen Polyarthritis-Patienten von Nutzen sein. Zwar sind diese Stoffe bei Arthrose (degeneriertes Gelenk als Folge einer Gelenksentzündung) von größerem Nutzen, doch kann man sie auch bei der Gelenksentzündung ausprobieren: Glucosamin (500 mg 3 x tägl.); Vitamin C (2000 mg tägl.); Bioflavonoide (125 mg tägl.); Vitamin E (400 Einheiten tägl.).

Eisenpräparate sollte man vermeiden. Wenn möglich, versuchen Sie, die Eisenzufuhr über die Ernährung zu gewährleisten, etwa durch Melasse, getrocknete Hülsenfrüchte, Gemüse aus der Kreuzblütlerfamilie sowie getrocknete Hülsenfrüchte und Trockenfrüchte wie z.B. Aprikosen.

Weitere empfehlenswerte Nährstoffe für Polyarthritis-Patienten sind: Leinöl (1 bis 2 Teelöffel tägl.); Apfelpektin; Bromelain (oder einfach den Ananas-Konsum steigern); Alfalfa-Kapseln.

Cayennepfeffer-Umschläge können bei einem akut schmerzhaften oder geschwollenen Gelenk vorübergehend Linderung verschaffen. Auch die lokale Anwendung von Arnika-Öl ist möglich, ohne sich darum zu sorgen, dass die Wirkung des homöopathischen Konstitutionsmittels aufgehoben wird.

Die massnahmen der Schulmedizin

Bei der Behandlung eines Patienten, der über mehrere Jahre hinweg eine intensive konventionelle Behandlung erfahren hat, kann der Homöopath sich auf die aktuellen Modalitäten der arthritischen Schmerzen nicht mehr verlassen. Wenn der Patient sich an die Symptome vor der schulmedizinischen Behandlung klar erinnert, so sind diese Symptome für die homöopathische Mittelfindung zuverlässiger.

Wenn Patienten konventionelle Medikamente einnehmen, sollten wir zuerst versuchen, das am wenigsten aggressive Medikament zu ersetzen, ohne ein ernstes Aufflackern der Symptome zu verursachen (bzw. zuzulassen). Sobald das homöopathische Arzneimittel zu wirken beginnt, kann man die konventionellen Medikamente allmählich absetzen.

Bei Patienten, die systemisch wirkende Kortisonpräparate gegen Polyarthritis einnehmen, müssen wir mit dem Absetzen des Kortisons vorsichtig sein. Der Homöopath wartet nach jeder Verringerung der Kortisondosis mehrere Wochen, bevor er den nächsten Schritt unternimmt.

Bei Patienten, die Methotrexat oder Goldpräparate einnehmen, ist es leider manchmal beinahe unmöglich, die Wirkung der homöopathischen Behandlung zu bewerten.

Hierarchie der konventionellen Medikamente

(in absteigender Reihenfolge von „weniger belastend“ hin zu „sehr belastend“)

1) Aspirin und andere milde nicht kortisonhaltige entzündungshemmende Medikamente

2) Stärkere nicht kortisonhaltige entzündungshemmende Medikamente – Naproxen, Voltaren, Felden usw.

3) Fenistil

4) Örtliche Kortisoninjektionen

5) Penicillamin

6) Systemische Kortisonpräparate

7) Methotrexat, Imurek

8) Goldpräparate

Ein Blick in die „Werkstatt“

Hier folgt das Beispiel von zwei homöopathischen Mitteln aus einer großen Anzahl in Frage kommender Arzneien zur Behandlung einer Polyarthritis. Die Mittel wirken lindernd oder führen den Patienten zur Gesundheit, wenn der Patient genau diese Symptome entwickelt, die ein Spiegelbild der spezifischen Symptomatik der passenden Arznei ist.

Actæa spicata

Hauptindikation: akuter Rheumatismus in der Hand, im Handgelenk

weitere Indikationen: seltener ist ein akuter Rheumatismus in den kleinen Gelenken der Füße und in den Fußgelenken

weitere Indikationen: akute Gelenkschmerzen mit Schwellung und Rötung. Jede Bewegung verursacht rasende Schmerzen.

Schlimmer durch bereits geringe Anstrengung, sogar Gehen

Schlimmer bei Bewegung

Schlimmer bei Berührung

Ort: Hände

Ort: Gelenk der Mittelhand zwischen Handwurzel und Fingern (Metacarpophalangealgelenk)

Ort: Handgelenk

Ort: Füße

Ort: Die Symptome treten hauptsächlich auf der rechten Seite auf.

Cimicifuga

Hauptindikation: Rheumatismus der Wirbelsäule und der großen Gelenke

Schmerzen: ausgeprägte Steifheit und scharfe Stiche oder ziehende Schmerzen

weitere Indikationen: Wechsel zwischen Rheumatismus und Depressionen

Schlimmer im Zusammenhang mit der Menstruation

Schlimmer im Klimakterium

Schlimmer durch Kälte

Schlimmer bei Berührung oder Massage

Ort: Nacken

Ort: Schultern

Ort: Hüften

Ort: wandernde Schmerzen und Rheumatismus in den Muskelbäuchen (Fibromyalgie)